27.02.07

Allerlei so Zwischendurch :-)

Am liebsten würde ich nur Stichwortartig aufzählen, was ich gerade mache (dieses bis weit nach Mitternacht und dann morgens gleich weiter :-). Ich wechsle dauernd zwischen Dateien und Programmen, lösche hier Text und Bilder, kopiere sie da vorher ins CMS oder in eine HTML-Seite mit reduziertem Design. Alles will verlinkt sein, nichts soll verloren gehen, wenn es nicht absolut inaktuell ist (beispielsweise braucht ganz bestimmt niemand eine Projektankündigungs-Pressekonferenz vor ein paar Jahren oder auch einen kurzen Kommentar von mir zu dem, was einer so unterkam).

Mit mehreren offenen Programmen und Files ist Konzentration angesagt (und nur ja keine Panik, wenn man mal nicht weiss, wo man gerade ist und ob man die richtige Reihenfolge eingehalten hat). Verwende ich eine Seite fürs CMS, so kopiere ich meist die Internet-Version. Allerdings sollte ich etwaige Bilder nicht zu früh offline löschen, da ich diese erst ins CMS hochladen muss (wenn ich die Online-Textversion kopiere, kommen die Bilder automatisch mit - aber was, wenn ich diese mal lösche? Also besser aus der Offline-Variante übertragen).

Nachts rechne ich dann noch nach, wieviel ich in MB bereits gelöscht habe. Oder besser, ich versuche es zu schätzen, da man ungefähr weiss, wie lange Textdateien sind und wie viele Bilder im Durchschnitt dabei waren. Ich rätsle, ob das alles schneller geht, wenn sich die langen Index-Listen des bisher Geschriebenen lichten (was sich auch via Web nachvollziehen läßt, da ich die bereinigten Übersichtsseiten immer wieder rauflade). Andererseits bedeutet dies, dass jene Seiten übrigbleiben, bei denen ich munter - für UserInnen unsichtbare - Formatierungen lösche (einfacher als es sich für manche anhört; man muß nur die Reihenfolge von TD - TR - TABLE im Auge behalten :-) und sie mit einem einzigen Backlink versehe, auf das jeweilige Themenarchiv.

Aber wie ich es auch drehe und wende, ich bearbeite 10 Seiten pro Stunde, sei es manche löschend, sei es manche ins CMS überspielend oder sie in HTML neu formatierend. Durchhalten kann ich das nur mit einer Liste, die ich seit Sonntag (oder Samstag? meist wanke ich wie ein Zombie rum :-) führe. Bevor ich heute abend doch ein Päuschen einlegte (Einkaufen...), hakte ich Nr. 190 ab. Das steht für: 190 Dateien, die gelöscht, neu bearbeitet oder ins CMS übernommen wurden, wo im Fall des Löschens auch die Bilder online wie offline (von manchen "Schätzen" abgesehen, die in ein Archiv für später kommen) weggworfen werden. 190 Dateien, wo, wenn sie bleiben, auch die Links zu ihnen stimmen müssen.

Manchmal stellt sich heraus, dass mehrere Dateien zu einer zusammengefaßt werden können (sprich, die nicht mehr Benötigte muss gelöscht werden und die Links, die auf sie verweisen). Achja, sollte ich da etwas in den Indexseiten zu entfernen vergessen haben, sorry - irgendwann werde ich schon draufkommen, dass dort noch der eine oder andere Link zuviel steht. Das Ganze ist durchaus auch inhaltlich interessant, auch wenn meine ganze Aufmerksamkeit dem technischen Ablauf gilt. Wußtet ihr beispielsweise, dass die FPÖ in den paar Jahren nach der Wende sogar mal einen Frauenkongress veranstaltete und immer wieder Pressekonferenzen und dergleichen zu Frauenthemen? Hätte es auch vergessen, hätte ich nicht die alten Berichte gesichtet (und sie für die Nachwelt aufgehoben :-).

Ich bin aber schon eher eine Schreibende als eine Programmiererin - sodass ich froh bin, dass mich "Wien Heute" nach dem wieder Heimkommen förmlich dazu zwingt, wenigstens zu bloggen. Die Polizei liefert Bonmots zur heutigen (zum Glück glimpflich ausgegangenen) Geiselnahme in einer Bawag-Filiale in Wien. "Atypisch" sei das Verhalten des Täters gewesen (der gestern einen draufmachte, finanzielle Probleme und Liebeskummer hat - sicher ein Riesenunterschied zum gesamten Rest der Bevölkerung), doch er habe dann eingesehen, dass sein Vorgehen keinen "Sinn" habe.

"Typisch" ist dann wohl das White Collar-Verhalten von Flöttl, Elsner und Co., und es macht auch weit mehr "Sinn". Warum wegen Summen, die vergleichsweise nur die Portokasse ausmachen, so ein Risiko (mit der Aussicht auf ein entsprechendes Strafmass) eingehen? Ich soll aber jetzt nicht nur über den Elsner herziehen, würde ein Freund sagen (der CeiberWeiber neu ganz toll findet - "TestuserInnen" sind wichtig, um das Design noch zu verfeinern), auf den sich alles konzentriert. Keine Sorge, tu ich nicht, für mich ist das wie mit den russischen Puppen: die Kleinste war der Verzetnitsch, dann kam Elsner (beide aus kleineren Verhältnissen aufgestiegen und verführbar für die Verlockungen von Geld und scheinbarer Macht), und dann kommen die anderen Puppen, beginnend bei Flöttl.

Elsner öffnet sein Herz war eine bezeichnende zynische Schlagzeile von Österreich letzte Woche, "passend" zu dessen Operationstermin. Apropos Österreich: ein durchschlagender Erfolg laut Herausgeber Fellner (wie heute wieder in der Gratis-Miniausgabe zu lesen, die an vielen Orten aufliegt), von wegen Auflage und so. In Wien sei man Nummer 1, österreichweit Nummer 2. Der Standard erklärt, was als Auflage gerechnet wird - und dass man eine Zeitung nicht zu mehr als der Hälfte verschenken darf. Österreich erreicht heute jedenfalls neue Höhen (Tiefen?) der Berichterstattung durch Telefonate mit dem Geiselnehmer - nur von einem deutschen Privatsender getoppt, der live übertragen hat.

Österreich lesen findet aber wirklich eine wachsende Fangemeinde - zumindest bei jenen, die sich einen Spass daraus machen, Fehler zu suchen. Nach der amüsanten Lektüre des Blogs über Österreich kann ich die Zeitung (selbst in der Gratisvariante) nicht mehr durchblättern, ohne unwillkürlich zu scannen, ob die Bildtexte, die Bilder und die Artikel zusammenpassen, ob es auf den ersten Blick zu erkennende logische Widersprüche gibt usw. Im Grunde wäre dieses Verhalten ansonsten angebracht, wenn ich z.B. die Redaktion einer SchülerInnenzeitung coache - wo sich Sinnwidrigkeiten aber vermutlich nicht vielhundertfach wiederholen würden nach den ersten Erklärungen, warum etwas nicht geht.

Heute werde ich sofort fündig: Ein Österreicher habe einen Oscar gewonnen, prangt es auf der Titelseite. Darunter das Kleingedruckte: naja, ein halber Österreicher. Wie wird man zum halben Österreicher? Mit einer Doppelstaatsbürgerschaft. Der halbe/ganze Österreicher kommt, so lesen wir auf Seite 4 (Gratisversion), auf der nächsten Seite selbst zu Wort. Nach 4 folgt 5, wissen sie zumindest in den heutigen SchülerInnenzeitungsredaktionen, aus denen nach Rennbahnexpress, Basta, News und zuletzt Österreich hervorgehen. Auf der Seite 6 finden wir Zitate, die sicher hunderte andere Medien auch haben werden. Ein Merksatz für den Umgang mit Österreich lautet nämlich: nur dann, wenn jemand von der Redaktion mit einem Star abgebildet ist, besteht die Möglichkeit, dass die wirklich mit ihm gesprochen haben.

Florian Henckel von Donnersmark, ausgezeichnet für "Das Leben der Anderen", wird da mit dem Satz "Ich bin ein Österreicher" als Schlagzeile erwähnt. Was denn nun? Halb? Ganz? Im Zweifelsfall entscheiden wir uns, da Österreich ja auch meint, ganz Österreich zu umfassen, für die Steigerungsform. So wunderschön es ist, dass ein halber/ganzer Österreicher einen Oscar einheimst, dies verblasst doch gegen "ÖSTERREICH-Verkaufsauflage viel höher als erwartet" (Seite 2). Nunja, siehe Link weiter oben, es fragt sich, was als Verkauf gilt. Mir ist jedenfalls keine andere Tageszeitung bekannt, die Gutscheine selbst für die Sonntagsausgabe großzügig in die Briefkästen verteilen läßt oder die regelmässig Zeitungen vor die Türen von Nicht-Abonnentinnen legt.

Mein Tageszeitungsabo erfolgt beispielsweise stets ohne Vignetten oder I-Pod, und ich erlebe selten, dass mir jemand diese Zeitung förmlich aufdrängt. Was ich darin lese, ist aber auch ein bißchen anspruchsvoller als etwa die seichten Kurzkommentarchen von Promis. Wenn schon kann ich mir sowas auch selbst schreiben, geht ganz leicht, einfach etwas aus dem Alltag aufgreifen, über das sich andere vielleicht lustig machen. Wenn wir schon dabei sind: ich hatte am Samstag nachmittag die glorreiche Idee, einen merkwürdigerweise verstopften Abfluss im Küchenwaschbecken nicht mit Abflußreiniger zu traktieren. Keine Lust, extra loszuziehen und sowas zu besorgen. Aber auch nicht, die Rohre unten auseinanderzuschrauben und ....urggh! - rauszuputzen, was da möglicherweise drinnen ist.

Was tun, wenn du nicht in Desperate Housewives spielst und das Problem rasch selbst lösen willst? Nimm Tabs fürs WC (hab ich mal gekauft, als sie 1 + 1 gratis waren, und noch eine halbe Packung herumstehen) und wirf sie in den Abfluss. Das Tab schäumte ein wenig im Becken herum, und es dauerte mir zu lange, sodass ich mit dem Schraubenzieher arbeitete. Leider dachte ich nicht daran, dass die Konstruktion wasserdichter Abfluss auch davon abhängt, dass der Abflussdeckel im Becken fest mit dem Rest veschraubt ist. Mit anderen Worten: ich stopfte das Tab rein und schraubte rasch wieder zu, um mich der Bescherung zu widmen. Alles war eh relativ rasch trockengewischt, doch hatte ich an diesem Nachmittag kaum eine Chance, einen Film auf Video zu sehen (ich spulte ein paarmal zurück, bis es klappte :-). Also falls wer einen Haushaltstipp gratis und ohne Vignette und IPod braucht: nimm einen Hammer und zertrümmere das Tab in der Plastikverpackung und brösle das Zeug dann in den Abfluss. Es wirkt tatsächlich sofort....

Aber wenden wir uns wieder ernsteren Dingen zu, etwa Wolfgang Fellner über Wolfgang Fellners Erfolg: Wir haben es mit unserer neuen Tageszeitung vom Start weg geschafft, nahezu alle - zum Teil seit mehr als 50 Jahren existierenden - Tageszeitungen eindrucksvoll zu überholen. Würde ich U-Bahn und nicht Rad fahren und "Heute" und "Österreich" mithaben, würde ich zum Lesen beider Blätter vermutlich vier Stationen brauchen (naja, manchmal auch nur zwei). Immerhin ist Österreich unfreiwillig komisch - die Mischung aus Überheblichkeit gegenüber anderen Medien und Fehlern, die Profis nicht passieren dürften, macht's.

WEITERE ROBEN FÜR KINDER IN NOT! ist übrigens meine Lieblingsschlagzeile vom 24.2. (Life & Stillos, wie die Österreich-Blogger sagen würden). Statt Caritas-Klamotten gibts nun eines der Lieblingsstücke der Baumeister-Gattin, Größe 34-36, also ideal für unterernährte Teenager. Apropos Life & Stillos: ich traute am Freitag meinen Augen kaum, als ich beim Morawa eine Art Sammelband entdeckte, für 1,80 als neue Frauenzeitschrift (offenbar in Konkurrenz zu Woman und zu sich selbst?).

Nun aber wieder an die Arbeit: Nr 191 wartet, dann Nr. 192, Nr. 193, und so weiter :-)

23.02.07

Die CeiberWeiber werden ganz neu :-)

Nun blogge ich in Beta, wohl auch nicht schwieriger als die Umstellung der CeiberWeiber auf CMS. Diese steht nämlich kurz bevor, nachdem wir lange am Design und an der Adaptierung des Systems gearbeitet haben. Wir wollten nämlich etwas eigentlich Unmögliches: Leicht zu bedienen, ohne umständliches Herumkopieren von Texten (anfangs hätten wir z.B. Word-docs in einen Texteditor und von dort ins CMS übertragen müssen), aber flexibel genug, dass bisher Gewohntes auch weiterhin möglich ist. Also beispielsweise mit vielen Bildern berichten, oder ein, zwei Illustrationen zu haben, ganz nach Bedarf.

Die Struktur sollte für UserInnen leicht durchschaubar sein und uns Gelegenheit geben, alles Erwähnenswerte unterzubringen, ohne bis in die ferne Zukunft genau abzuschätzen, welche Rubriken wir denn nun brauchen werden. Eigentlich nennt sich sowas Kategorie, wobei wir die Hauptkategorien nicht vom System, aber von der verwendeten Grafik (Banner) her fix definieren und dann Unterkategorien finden, die ausgebaut werden können. Damit arbeiten zu lernen war für mich kein Problem - die Umstellung von einer Version eines HTML-Editors auf eine viel höhere Variante mit ganz anderen Features war komplizierter (sprich, sie dauerte einen Abend oder so).

Von mir aus könnte CeiberWeiber neu auch in dem Sinne online gehen, dass es auf unserer Startseite für alle erreichbar ist (bislang wissen Fans und FreundInnen, wie wir in Zukunft aussehen, und geben positive Kommentare ab :-). Allerdings muss CeiberWeiber alt überarbeitet werden, und das sind doch mehrere tausend Internetseiten. Wäre manch ein Personalchef, der Frauen Technisches und so nicht zutraut, über unsere Besprechungen in Sachen CMS schon erstaunt gewesen, so wohl erst recht darüber, wie es derzeit in meinem Gehirn zugeht, wenn ich beispielsweise einen Radweg entlangbrause.

Dort ist nämlich alles voll von Slashes, Ordnern, Pfaden und möglichen Neugliederungen (die bei roten Ampeln im Geist notiert werden). Das entspricht einer Fortsetzung dessen, was ich so bis zwei Uhr früh tue und was dann am Vormittag weitergeht: Seiten durchsehen, manches "wegwerfen", am Server löschen und schließlich auch in der Offlineversion, Bilder in Ordnern aufspüren, die nicht mehr gebraucht werden, sie wiederum on- wie offline entfernen, gelegentlich etwas in einem Heft mitnotieren (als ob ich nicht ohnehin den Überblick hätte - wäre ich schon 20 Jahre älter, wäre das wohl ein Supertraining gegen Alzheimer :-).

"Zeitlose" Seiten wie die "Herstory" übernehme ich Zug um Zug in die neue Seite (hier spielt auch nicht so eine Rolle, wie die Texte in der neuen Version chronologisch aufscheinen, anders als bei Berichten). Heute früh stand ich beispielsweise vor dem Problem, dass ich einen Artikel über Frauen und Kräuter offenbar irgendwann aus dem Web runtergeladen habe, oder dass beim Übertragen der Seiten von einem USB-Stick (der notwendig war, da ich vom Laptop auf den G 4 wechselte) die Sonderzeichen eine Wandlung vollzogen.

Zuerst kopierte ich den nun mit chinesischen Schriftzeichen gespickten Text (der auch im Quelltext nicht besser aussah) ins CMS. Dann stolperte ich aber über einen Satz
"Heute werden die Kräuter unter Schirmherrschaft Marias bei 'Unserer Frauen W*****weih' oder am 'B****schelfrauentag' geweiht." Bitte was? Ich kam auf die tolle Idee, mir die Online-Version bei CeiberWeiber alt anzusehen, und kopierte dann einfach den ganzen Text von dort (wo keine Verfremdungen von Sonderzeichen vorkommen). Der rätselhafte Satz heisst, hättet ihr es erraten?, "Heute werden die Kräuter unter Schirmherrschaft Marias bei 'Unserer Frauen Würzweih' oder am 'Büschelfrauentag' geweiht".

Ein paar Dinge gibt es noch neu auf CeiberWeiber "alt" (alles, was länger aktuell ist, wird in die neue Version eingespielt, sodass manche Texte für ein paar Wochen doppelt existieren): die Ankündigung des Töchtertags 2007, bei dem die Anmeldungen schon bisher alles aus den Jahren zuvor übertreffen. Am Mittwoch (21.2. gaben Frauenstadträtin Sandra Frauenberger und Wirtschaftskammerpräsidentin Brigitte Jank nämlich eine Pressekonferenz dazu, bei der auch teilnehmende Firmen und Magistratsabteilungen waren.

Und eine angehende Mechatronikerin, die ihren Wunschberuf bei einem der bisherigen Töchtertage kennenlernte.... Alle Infos für Mädchen, Eltern und Betriebe gibt es übrigens wie jedes Jahr auf einer eigenen Webseite. Dort finden sich auch Infos zu Veranstaltungen in anderen Bundesländern außer Wien, wobei der Tag dort meist Girls' Day genannt wird, aber ebenfalls Ende April stattfindet.

Von wegen Veranstaltungen: der Internationale Frauentag naht, und diesmal haben sich Frauenministerin, Nationalratspräsidentin, Frauenstadträtin und Bundeskanzleramt was ganz Besonderes ausgedacht. Den Frauenpfad mit zeitlich aufeinander abgestimmten Veranstaltungen, die frau bequem zu Fuß erreicht.

Im Ministerium gibt es Diskussionen mit allen weiblichen Regierungsmitgliedern, im Parlament frauenspezifische Führungen und im Rathaus Infos zu Beratung und Weiterbildung. Insgesamt stehen Gewalt gegen Frauen und der Arbeitsmarkt im Mittelpunkt dieser Veranstaltungen (die ja bei weitem nicht die einzigen am 8. März und darum herum sind).

Wie nötig dies ist, zeigt ein Erlebnis gerade eben am Heimweg (ich mußte ein wenig "Auslauf" haben nach all den Stunden voller Konzentration am Computer): ich schaue noch schnell beim Zielpunkt rein, höre, wie die Kassierin zu jemandem vor mir sagt, wann sie schon im Geschäft sein muss, ohne dafür bezahlt zu bekommen. Ich frage nach und erfahre, dass sie, wenn sie Dienst hat, eineinhalb Stunden unbezahlt arbeitet (eine halbe Stunde vor dem Aufsperren und eine Stunde danach).

Andere machen noch mehr, beispielweise wenn sie Mittagspausen nicht nehmen können, ihnen dies aber nicht abgegolten wird. Die junge Frau arbeitet nur tageweise, da sie studiert, weiss aber, dass es "überall das Gleiche" ist in Supermärkten. Mir fällt da erstmal nur ein, dass die GPA doch den Mann erfolgreich unterstützte, dem gekündigt wurde, weil er beim Kik einen Betriebsrat gründen wollte. Das darf doch nicht sein, dass gerade dort, wo (meist) Frauen eh wenig verdienen, auch noch unbezahlt mehr gearbeitet werden muss.

"Wenn Sie hier aufhören, dann gehen Sie zur AK, die vertritt Sie kostenlos vor Gericht, und klagen die Überstunden ein, wahrscheinlich sind Sie dann auch nicht die einzige, die die AK gerade gegen Ihren Arbeitgeber vertritt", meine ich noch beim Gehen. Irgendwie erinnert dies an die berüchtigten Spekulanten, die abbruchreife Häuser mit neu hergekommenen MigrantInnen füllen, die sich noch nicht wehren können. Das läuft nach dem Motto, wir kommen in den meisten Fällen damit durch, also machen wir weiter so...

20.02.07

Bringt Frauenpolitik etwas weiter?

Nun haben wir also wieder eine Frauenministerin, die mittlerweile auch bei öffentlichen Diskussionen präsent ist wie gestern beim "Montagsgespräch" des "Standard". Dort agierte, siehe unser Bericht, Doris Bures (ebenso wie Staatssekretärin Christine Marek) durchaus engagiert. Dennoch fragt sich, warum letztlich doch über Jahre hinweg fast idente Forderungen gestellt werden müssen, als hätte es nie eine Regierung gegeben, die Veränderungen hätte pushen können.

Warum sollte sie, mag sich jemand fragen, dazu haben wir ja ein Frauenministerium, dass wenigstens a bissi was weidageht. Das allein kann es spätestens seit dem Zeitpunkt aber nicht mehr sein, seit Gender Mainstreaming ein Prinzip ist, dem sich die gesamte Regierung verpflichtet fühlt (und fühlen muss, da es die EU vorgibt). Von GM ist meist wenig zu bemerken, wenn spontan Maßnahmen verkündet werden wie; Verlängerung der zulässigen Wochen- bzw. Tagesarbeitszeit oder: Geld für teure Bahntunnelprojekte. Kein Zufall vielleicht, dass es sich um Ressorts handelt, in denen Männer die Minister sind.

"Frauenaspekte" bzw. Themen für GM wären in diesen Bereichen:
* solange die gesellschaftliche Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern zuungunsten von Frauen erfolgt, wirkt eine Maßnahme, die den Achtstundentag in Frage stellt, kontraproduktiv. Bekanntlich arbeiten Frauen weniger bezahlt (leisten dabei aber nicht unbedingt weniger) und mehr unbezahlt als Männer. Alles, was von Arbeitszeiten wegführt, die eine Vereinbarung von Beruf und Familie theoretisch möglich machen, ist daher ein Schritt zur Vertiefung von Unterschieden zwischen Männern und Frauen.
* das Problem für mehrheitlich nicht motorisierte Frauen ist nicht, dass noch ein paar Streckenverkürzungen auf Bahn-Hauptrouten fehlen, sondern dass der ländliche Raum teils nur umständlich, langwierig oder gar nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist. Freilich spekuliert man(n) bei den Bauvorhaben auf Güterfernverkehr, der jedoch erstens meist auf der Straße stattfindet und zweitens zu einem fragwürdigen Wirtschaftssystem gehört. Damit es lange Transporte gibt, müssen Güter anderswo produziert und weit transportiert werden. Dies ist nicht nur umweltbelastend, es sorgt auch dafür, dass Menschen hier Arbeitsplätze verlieren, weil Arbeitskraft anderswo billiger angeboten wird.

Derlei Überlegungen waren bei der Diskussion kein Thema, die sich bald vor allem um die Frage der Einkommensunterschiede, der Karrierechancen und der Kinderbetreuung drehte. Ich möchte einmal erleben, dass eine Diskussion mit Männern über Arbeitsmarkt und ökonomische Fragen (die auch bei Männern Voraussetzung sind für Selbstbestimmung, nur dass bei ihnen derlei selbstverständlich ist) sich dabei einpendelt, dass Erfahrungen mit Kinderbetreuung geschildert werden. Oder dass Männer in erster Linie als Väter gesehen werden, die erstmal ihre Betreuungspflichten auf die Reihe kriegen müssen. Die auf der einen Seite fehlende Betreuungsplätze als Hindernis sehen und auf der anderen Seite klischeestrotzende Arbeitgeberinnen, die ihnen nicht glauben, dass sie auch mit Kindern am Arbeitsplatz ernsthaft agieren....

17.02.07

in "schlechter Gesellschaft" - NICHT auf dem Opernball sein :-)

"Gute Gesellschaft" versammelte sich laut ORF am 15.2. auf dem Opernball in Wien (dazu gehörten auch ModeratorInnen, die sich gegenseitig interviewen, wie aufregend es doch ist, andere zu interviewen). Da etwa 8500 Personen am Opernball waren und dort 1,1 Millionen Euro Umsatz brachten, befinde ich mich jedenfalls insofern als Abwesende in guter Gesellschaft, als dass ich zur Mehrheit von 8 Millionen 500.000 (oder so ähnlich) gehöre. Nebenbei bemerkt hätte die "gute Gesellschaft" mit dieser Summe das Wiener Tierschutzhaus zweieinhalbmal retten können beziehungsweise diese Einrichtung einmal und darüber hinaus noch zahlreiche andere Initiativen, die weniger Medienaufmerksamkeit bekommen und auf Spenden angewiesen sind.

Während frau keine Zeitung aufschlagen und den Fernseher nicht einschalten konnte, ohne auf den Opernball zu treffen, überlegte ich, wann ich eigentlich zum ersten Mal dagegen demonstriert hatte. Vor genau 20 Jahren, als der Besuch des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Strauß (und dessen Plan, in Wackersdorf eine atomare Wiederaufbereitungsanlage zu bauen) Anlaß war, gegen den Ball auf die Straße zu gehen, war ich noch in Graz zuhause und bin, soweit ich mich erinnere, nicht extra nach Wien rausgefahren. Was das Jahr 1988 betrifft, so habe ich dunkel im Gedächtnis, für irgendeine Demo hiergewesen zu sein, es war auch buchstäblich finster und ich landete mit anderen mal im Alt-Wien (und übernachtete bei Bekannten). Kann es sein, dass Opernballprotest damals in Verbindung gebracht wurde mit Waldheims Bundespräsidentschaft im Gedenkjahr (50 Jahre nach 1938)?

Sicher dabei war ich 1989, vielleicht auch 1990 - aber die farbigste Erinnerung datiert aus dem Jahr 2000, wo die Parole "antifaschistischer Karneval" ausgegeben wurde und es gerade eine neue Regierung gab. Die meisten zogen damals einfach verkleidet durch die Innenstadt, nur wenige bleiben vor der Oper, die für andere bloß eine Station des Protestzuges darstellte. Achja, 1991 fand gar kein Opernball statt, wäre noch zu ergänzen, aus "Pietät" wegen des Golfkrieges. Dies wurde von manchen als Heuchlerei gesehen, da es ja auch davor (und danach) Kriege gab. Heute könnten wir sagen, es sei pietätlos, wenn die Gewinner des Wirtschaftssystems für alle sichtbar ihr Geld zum Fenster rauswerfen, während die Opfer dieser Wirtschaft in Afrika dank Klimawandel verhungern.

Man sieht, ich bin kein Opernball-Fan, und sehe darin ein Relikt aus jenen Zeiten, wo nur makelloser adeliger Stammbaum "hoffähig" machte, was den Besuch der wichtigsten gesellschaftlichen Veranstaltungen beinhaltete. So tolle Frauen wie Bertha von Suttner waren nicht "hoffähig", weil einer oder mehrere Vorfahren nicht edel genug waren. Zeitlebens kritisierte sie den Adel als degeneriert und dekadent, ohne wirkliche Interessen und ohne echte Bildung - was sie wohl zum Opernball gesagt hätte? Aus unerfindlichen Gründen (oder als monarchistisches Relikt) ist bei diesem Ball unerläßlich, dass die Republik Österreich vertreten ist. Im Fasching verkleidet man sich halt, war einmal der Kommentar von Caspar Einem. als er als Minister Kanzler Klima vertreten und sich zu diesem Zweck einen Frack ausborgen mußte.

Auch Alfred Gusenbauer scheint vor zwei Tagen nicht gerade seine Lieblingsveranstaltung besucht zu haben. Er verzichtete auf Schärpe und Dekor, trug nur den Red Ribbon, worauf er auch demonstrativ hinwies. Für Andreas Schwarz im "Kurier" von heute ein Indiz von mehreren, dass Gusenbauer ins Kanzleramt noch nicht hineingewachsen ist: Form und Funktion müssen übereinstimmen. Der Regierungschef ist eine Projektionsfläche für Erwartungen, für Hoffnungen, Sehnsüchte, Wünsche. Das gilt für sein Auftreten wie für seine Aussagen. Und wieso sollten ganz normale Menschen, die nicht mindestens 1700 Euro für einen Ballbesuch rauswerfen können (so eine "Österreich"-Rechnung zum Opernball), beispielsweise weil sie im Monat weniger verdienen als diese Summe oder arbeitslos sind, von einem Kanzler erwarten, dass er sich unter Leuten, die 1700 Euro pro Nase locker hinblättern können, sichtbar wohl fühlt?

Immerhin ist die Rache der Fotos recht unterhaltsam, was das Auftreten der "guten Gesellschaft" betrifft: viele "Damen" hüllten sich in zu viele Farben, zu viele Rüschen, zu viel Dekor oder ließen zu viel Brust rausquellen. Interessanterweise scheinen besonders jene Frauen stilsicher, deren Beruf sich nicht darin erschöpft, als "Society"-Mitglied zu gelten, sondern die beispielsweise ein Regierungsamt innehaben. Diejenige Besucherin, um die das meiste Tamtam gemacht wurde, schien sich am allerwenigsten zu unterhalten: Paris Hilton, die laut nichtssagender Interviews "Fun" in den Ball bringen wollte. Was wäre wohl gewesen, wenn jemand an ihrer Stelle Barbara Blaha eingeladen hätte, die kämpferische ÖH-Vorsitzende, die nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde? Zumindest hätten wir dann gehaltvolle Statements aus ihrem Mund gelesen (fiel mir nur grad ein, weil der "Kurieer" heute über Blaha berichtet und wir sie bei den CeiberWeibern auch mal porträtiert haben).

Zur Mittzwanzigerin Hilton, die nicht durch Engagement, Arbeit, Leistungen auffällt, die aber trotzdem im Mittelpunkt von Berichten steht, passt Ann Nicole Smith, deren Tod kürzlich Schlagzeilen machte. Auch sie wäre ohne Geld im Hintergrund nicht der Rede wert gewesen, heiratete jedoch als junge Frau einen reichen Greis, dessen Vermögen sie erbte, das ihr jedoch seine Kinder streitig machen wollten. Smith wäre völlig uninteressant, hätte sie einen armen alten Sack genommen, der ihr einen Einbauschrank vermacht - und nach Hilton krähte kein Hahn, wäre sie eine junge Friseurin, die nicht gerade geistreiche Kommentare zu ihren Kundinnen abgibt. Wären die beiden Frauen Männer, würde ihnen auch das Geld nicht zu mehr Popularität verhelfen, da von diesem Geschlecht halt doch mehr verlangt wird als nur Äußerliches....

15.02.07

Einfach zum K ******!

Zu manchem, was so durch die Berichterstattung geistert, würde als Kommentar wohl reichen zu schildern, wie es mir gestern ging. Im Vergleich zu Helmut Elsner, der sich nun endlich (vorübergehend?) in den Händen der österreichischen Justiz befindet, in zumindest einer Hinsicht eher schlecht. Zwar dürfte meine Aorta alters(jugend)bedingt in erfreulicherem Zustand sein als die seinige, aber der Magen! Ich fand Elsner beneidenswert dahingehend, dass er Schonkost bekam und auch bei sich behielt. Diese Meldung bekam ich gestern abend noch mit, ehe ich "büßen" mußte, dass ich leichtsinnigerweise versuchte, trotz Übelkeit wenigstens ein Stückchen Brot zu essen.

Wenn wir schon bei so einem Uäh! - Thema sind: geht's anderen auch so wie mir, wenn sowas passiert: ich kann mir dann nie vorstellen, dass es auch wieder besser werden kann. Bin dann erstaunt, dass ich anderntags einkaufen gehen kann (weil ich muss, auf schwachen Beinen) und mich nur bei der Hälfte der Waren in den Regalen fast wegdrehen muss, weil die nach Uäh! aussehen (verheißen viel Fett und so). Noch erstaunter, wenn ich ganz sachte ein Müsli essen, dann sogar Tee mit Milch trinken kann (eben vertrug ich nicht mal Kräutertee, während Elsner Schonkost schlemmte!). Und nun, oh Wunder, geht es schon wieder so halbwegs, ja ich hab auch schon ganz konzentriert einen Text verfaßt (über die Vorhaben der neuen Wiener Frauenstadträtin Sandra Frauenberger, die sich einige interessante Ziele setzt).

Vielleicht sollte ich sicherheitshalber doch zu Kräutertee greifen, wenn ich mir mal die Meldungen der letzten Stunden ansehe. Für den Würg-Faktor reicht schon mal Elsners neuerliches Entkommen aus dem Gefängnis, da der Mann mit den Arterien eines Durchschnittssiebzigers sich lieber ins Spitalseinzelzimmer legt, als, wie Medien dies formulieren, vom Millionär zum Tellerwäscher zu werden. U-Haft bedeutet nämlich, dass man nicht von hinten bis vorne bedient wird, sondern so behandelt wird wie alle anderen auch in gleicher Lage. Wir erinnern uns noch, dass Alfred Worm kurz vor seinem Tod meinte, Elsner sei im Vergleich zu ihm selbst "pumperlgsund" - wie wahr! Mit der Verlegung ins Spital - als ob es in der U-Haft keine medizinische Versorgung gäbe - entkommt Elsner auch der Aussage im Banken-Ausschuss morgen im Parlament. Wäre an sich keine so große Sache gewesen, da auch andere sich dort entzogen, wenn gegen sie noch Verfahren anstehen - sie nannten einfach nur Name und Geburtsdatum.

Elsners Anwalt, der kritisierte, sein Schützling habe in der Haft keine medizinische Versorgung, sieht Elsner seltsamerweise geradezu als Bawag-Retter: Er wird sich nicht schuldig bekennen. Er hat seit 1955 in der Bawag gearbeitet und ist, gemeinsam mit den vielen fleißigen Mitarbeitern, verantwortlich dafür, dass aus der Bawag ein blühendes Unternehmen wurde, das im Dezember um 3,2 Mrd. Euro verkauft werden konnte. Und wenn ich erst lese, dass Westenthaler bei Gastinger für Flöttl intervenierte - dann ist der Griff zur Schüssel von wegen Würg! wahrlich nicht mehr weit. Ist aber so: im Sommer hat er sich vorsichtig bei Gastinger über den Verfahrensstand in Bezug auf Flöttl erkundigen wollen, doch die Justizministerin war für eine Einflußnahme nicht zu haben. Westenthaler dementiert, ebenso Flöttl via Anwalt. Während die einen (bspw. die FPÖ) sich jetzt fragen, ob es da Parteienfinanzierung des BZÖ gegeben habe, sei daran erinnert, dass Westenthaler vor ein paar Monaten Geldfluss von Flöttl zur SPÖ vermutete.

Was alles heute Thema und Würg! ist, hat auch mit dem Opern (Obern?) ball zu tun. Beispielsweise Lugners bezahltem Gast Paris Hilton, dem überflüssigsten aller IT-Girls. Zum Vertrag gehört auch die Autogrammstunde in der Lugner-City, die jedoch abgebrochen wurde, weil ein "spitzer Gegenstand" von oben kam. Kein zum Papierflieger gefaltetes Gehirn, sondern ein schlichtes Feuerzeug. Paris Hilton fährt an den Polizisten vorbei, die Aufstellung genommen haben, um Paris vor den Abtreibungsgegnern zu beschützen, die möglicherweise überraschend auftauchen könnten um den medialen Hype für sich zu nützen. - eine der unfrewillig komischen Bildunterschriften des Standard, der sich, warum auch immer, zumindest die Fotodokumentation des Ereignisses nicht entgehen liess. Und wer das Überflüssige noch mit überflüssigen Worten versehen haben will, lese, was Isolde Charim zu Paris Hilton als Uschi Obermaier von heute einfällt :-)

12.02.07

"Unfaßbares" in Akademikerfamilie

Unweigerlich fühlt man sich an den "Fall Kampusch" erinnert, wenn nun bekannt wird, dass drei Mädchen von ihrer Mutter sieben Jahre lang mehr oder weniger eingesperrt wurden. Zwar erschienen sie (zunächst) gelegentlich in der Schule und legten auch Prüfungen ab, die sie bestanden, doch fehlten sie schließlich krankheitshalber, wenn festgestellt werden sollte, ob sie durch "Unterricht zu Hause" den Jahrgangsstoff beherrschen. Aufgeflogen ist alles nur, weil für eine Reportage über die Therapieeinrichtung recherchiert wurde, in der sich die Mädchen seit einem Jahr befinden.

Justizministerin Maria Berger möchte nun, dass Kinder bei Scheidungen von Paten begleitet werden können, was bislang nur als Pilotprojekt an manchen Bezirksgerichten existiert. Vorausgesetzt, die Eltern sind damit einverstanden, werden Kinder von SozialarbeiterIn oder PsychologIn für die Dauer des Scheidungsverfahrens betreut. Derweil ist man aber fassungslos, wie die Mutter der Mädchen so lange Behörden und Gerichte täuschen konnte, obwohl sie psychisch gestört ist und ihren Beruf als Juristin schon seit ein paar Jahren nicht mehr ausübt.

Gerade die Störung macht es aber, so verrät z.B. Literatur über Triebtäter und andere "gestörte" Persönlichkeiten, auch so einfach, überzeugend aufzutreten und anderen etwas vorzumachen. Zum einen fallen Hemmungen weg, die andere Menschen daran hindern, zu dick aufzutragen, und zum anderen wickeln derlei Personen viele Menschen ein, die sich Mißtrauen nicht erlauben wollen. Wie dem auch sei, sie entzog ihre Töchter jeder Handhabe von Gerichten und Jugendamt; mal wurden die Mädchen dem Gericht sauber gekleidet präsentiert, mal war angeblich niemand zu Hause, wenn das Jugendamt doch mal nachsehen wollte, was es mit all den Eingaben und Beschwerden von Vater und Nachbarn auf sich hat.

Damit begnügte man sich auch, obwohl bei Gefahr im Verzug auch ohne richterliche Anordnung gehandelt werden kann. Kam anscheinend niemandem komisch vor, dass viele Menschen Verdacht schöpften und wissen wollten, wie es den Kindern geht. Aber das ist ja meistens so, wenn dramatische Fälle hinterher ans Licht kommen - nie ist es so, dass die Vernachlässigung und Mißhandlung der Kinder wirklich eine völlige Überraschung ist. Immer gab es Anzeichen, die allerdings oft erst dann ernstgenommen werden, wenn es zu spät ist, und nichts weiter sind als Zitate, die Berichte illustrieren.

Im ORF-Mittagsjournal wurde heute erläutert, wie das so ist mit Schulpflicht und Unterricht zu Hause. Die Mädchen waren bei der Scheidung 6, 10 und 13 Jahre alt (sind heute 14, 18 und 21), dh die Älteste war nicht allzuweit vom Ende der Schulpflicht entfernt. Sofern Eltern AkademikerInnen sind oder zumindest die Matura haben, stehen die Chancen gut, dass sie ihre Kinder auf Wunsch selbst zuhause unterrichten dürfen. Auch der Juristin wurde dies gestattet; sie mußte die Töchter lediglich einmal im Jahr Prüfungen als Externisten ablegen lassen. Besteht ein Kind nicht, muss es das Schuljahr an einer öffentlichen Schule wiederholen.

"Unterrichtet Eure Kinder zuhause" ist übrigens eine Parole der Evangelikalen, das sind fundamentalistische Christen in den USA, die auch in Europa nach verirrten (meist jugendlichen) Schäflein fischen. Man möchte einen Gottesstaat auf Basis der Bibel errichten, der auch mannigfache Anwendungen der Todesstrafe kennt. In der Schule erfahren Kindern viel "Verderbtes", etwa die Evolutionstheorie, sodass die Fundi-Christen einen einfachen Vorwand haben, die Kids aus der Schule zu nehmen. Wieviel Leid verbirgt sich da wohl oft in nach außen hin anständigen und gottesfürchtigen Haushalten. Allerdings können sich die Kids vielleicht besser wehren, bringen solche Eltern ihnen doch oft den Umgang mit einer Waffe bei, ehe sie auch nur das Volkschulalter hinter sich gelassen haben....

Die Evolutionstheorie wird der Juristin vermutlich wurscht gewesen sein, also wieder zurück zum Thema. Nun stehen klarerweise Behörden im Focus von Kritik. und ein typischer Sager im Radio war "eine Akademikerfamilie!". Sprich, denen traut man die ganz argen Abgründe nicht zu, dort müßte alles anderes, zumindest aber nicht so krass sein. Das erinnert an den Beginn der Frauenhaus-Bewegung, wo erstens schwer war begreiflich zu machen, dass es keinen Grund gibt, Gewalt seitens eines Partners zu dulden, und zweitens, dass Gewalttäter in allen Schichten existieren. Zieht man Frauenhaus-Statistiken heran, besteht auf den ersten Blick immer noch Erklärungsbedarf, sofern erwartet wird, dass die Klientinnen exakt das Ausmaß an Gewaltopfern in der Gesellschaft wie eine Stichprobe wiedergeben.

Akadamikerinnen sind da nämlich in der Minderheit, nicht weil sie weniger Opfer von Gewalt sind, sondern weil sie andere Möglichkeiten haben als ein Frauenhaus aufzusuchen. Ins Frauenhaus flüchtet, wer entweder so sehr bedroht ist, dass sie einfach einen Ort braucht, den niemand Fremder betreten kann, oder wer keinerlei Ressourcen hat. Außerdem war es zumindest früher so, dass gerade "bürgerliche" Frauen nicht so ohne weiteres wagten, sich gegen Gewalt zu wehren, weil ihr Umfeld noch meisterlicher verdrängt als es in "proletarischeren" Kreisen der Fall ist. Bezogen auf vernachlässigte Kinder bedeutet dies, dass uns (auch dank Massenmedien, wo natürlich Spektakuläres eher Thema ist als weniger Aufregendes) vor allem "Fälle" bekannt sind, die dramatisch enden.

Oft sind daran überforderte junge Mütter beteiligt oder/und Männer, die mit der Vaterschaft nicht zurecht kommen; das dauernde Zusammensein mit den Kindern wirkt dann wahrscheinlich noch als Katalysator. Dieser Vorstellung entgegengesetzt ist das Bild von der gutverdienenden Akademikerfamilie, deren Kinder in Ganztagskindergärten betreut werden und wo sich, durch den unterschiedlichen Alltag von Eltern und Kindern, auch Dynamiken der Überforderung nicht so leicht entwickeln können. Und nun SOWAS! Allerdings werden auch AkademikerInnen heutzutage arbeitslos, aus welchen Gründen auch immer - und viele beginnen ihr Dasein als AkademikerIn erstmal mit durch Serien-Praktika verschleierter Arbeitslosigkeit.

"Wie Tiere" seien die Mädchen gehalten worden, in Dreck und mit Mäusen, denen sie dann auch Namen gaben. Auch das ist eine klischeehafte Aussage, da jemand, der Tiere so "hält", zum Glück damit rechnen muss, dass Tierschutzombudsmann/ - frau verständigt werden (die jedoch hinsichtlich Handhabe ähnlich dastehen wie das Jugendamt sich sieht). Eher kann man es damit vergleichen, dass manch ein alter Mensch in der Stadt stirbt, ohne dass er jemandem abgeht, sodass die Polizei dann recht unerfreuliche Anblicke nach einer Wohnungsöffnung wegen Gestank ertragen muss. Kann es denn sein, dass Kinder niemandem abgehen, nicht soweit abgehen, dass mehr als das seltene Erscheinen vor Gericht oder bei einer Prüfung und anfangs gelegentlich in der Schule verlangt wird?

09.02.07

Die Regierung usw.

Schnief, schnief..... die letzten Tage heftig verkühlt (was nicht am Schreiben hindert, aber daran, mal länger rauszugehen :-), aber heute mit dem Rad unterwegs, bei Superwetter. So super, dass ich meinen Fellimitat-Schal unterwegs anbaue. Und zwar in einer Bücherei, die aussortierte Bücher immer wieder um einen Euro verkauft. (Wers genau wissen will: ich konnte einer Rosa Jochmann-Biografie nicht wiederstehen, die ebenso wie "Das Klassenbuch" über Frauen eines Abiturjahrganges 1932, diesich 1967 zum ersten Mal wieder treffen, in der CeiberWeiber-Herstory "verwertet" werden wird).

An die Herstory dachte ich auch als erstes, als ich den Vorschlag von Arbeitsminister Bartenstein hörte, dass Pflegende ohne weiteres 98 Stunden pro Woche arbeiten und auch nachts auf Abruf bereit sein können. Da war doch mal ein Buch, welches das Leben von rebellischen Damen im England des 18. Jahrhunderts beschrieb?! Ich erinnere mich daran,weil hier detailreich beschrieben wird, wie damalige Oberschichthaushalte funktionierten. Im Prinzip war der Monatslohn vieler Bediensteter nicht höher als der Preis für eine Tasse aus Porzellan. Und, was zum Thema paßt, es wurde auch der Beruf des Lakaien beschrieben, der ständig bereit sein mußte, auch nachts aufzuspringen und seinem Herren zu dienen. Zwar hatten viele der damaligen Angestellten nur wenig Aufgaben zu erledigen, aber gerade die Bereitschaft in der Nacht führte dazu, dass kaum jemand lange Lakai blieb.

Da hab' ich das Buch gefunden, bei der Vorstellung von Sachbüchern: Stella Tillyard "Die starken Weiber von Windsor", gemeint sind die Schwestern Lennox, die der Nachwelt Unmengen von Briefen, Tagebuchaufzeichnungen und Inventarlisten hinterlassen haben, sodass ihr Leben gut zu rekonstruieren ist. Auch die damalige Pflege ist übrigens beschrieben, so drastisch, dass man's auch nicht vergißt: einem Mann steigt das Wasser in den Leib, beginnend bei den Füßen, und wir erfahren, wie er langsam stirbt, ohne dass seine Qualen mit den damaligen Mitteln wirklich gelindert werden konnten. Dies auch zur Info, bevor jemand frühere Zeiten verklärt, als noch mehrere Generationen unter einem Dach lebten. Bei Reichen war zwar genug Platz vorhanden, aber die Pflege wurde auch delegiert; und bei Armen gab es wenig Platz und wohl eher wenig Pflege, da ja alle genug damit zu tun hatten, irgendwie doch den Lebensunterhalt zu sichern.

Bartenstein stieß relativ einhellig auf Ablehnung, unter anderem bei Sozialminister Buchinger, den "Österreich" als "Kasperl" kritisiert, da er sich für 12.000 Euro an Spenden für ein Obdachlosenprojekt Haare und Bart (in Anwesenheit zahlreicher Medien) schneiden ließ. In der Zeit im Bild 2 dazugeschaltet war er dann kaum wiederzuerkennen, ja ich war mir nicht sicher, dass er es ist (da ich die Stimme eines neuen Ministers noch nicht so gut kenne). Irgendwo im Web konnte man auch abstimmen, ob er einer/m vorher oder nachher besser gefällt - eindeutig meinten fast alle, nachher sei viel besser. Ich verstehe nicht ganz, was "Österreich"-Chef Fellner so schlimm an der Aktion findet: ist es, weil niemand für "wir sehen Wolfgang Fellner zu, wie ihm lange Haare und Bart wachsen" 12.000 Euro karitativ sammeln würde? Buchinger verband es ja mit einem guten Zweck - wie es auch alle tun, die beispielsweise zum Life Ball gehen und sich dort fotografieren und filmen lassen.

Buchinger sorgte allerdings auch wegen inhaltlicher Ansagen für Unmut, da er darüber nachdenkt, das Pensionsalter auf 65 zu erhöhen. Offenbar will er selber mit gutem Beispiel vorangehen, jedenfalls liest sich sein Arbeitspensum (14 Jahre von dieser Marke entfernt, aber trotzdem) atemberaubend in seinem neuen Blog. Am Mittwoch präsentierte er seine Vorstellungen von neuer Männerpolitik, die in Richtung Gleichstellungspolitik in Zusammenarbeit mit Frauenministerin Doris Bures gehen soll. Bekanntlich waren seine VorgängerInnen Herbert Haupt und Ursula Haubner recht großzügig mit Veröffentlichungen: allein aus der Einstellung diverser Publikationen könne bis zu einer halben Million Euro frei gemacht werden, meint Buchinger. Seine Schwerpunkte als "Männerminister" sind jedenfalls der Abbau von Rollenklischees, Gleichberechtigung und der Kampf gegen Männergewalt.

Ist doch erfreulich, oder? Die Grünen sehen zumindest die Rolle der Frauenministerin etwas anders und kritisieren sie heftig. Im Regierungsprogramm komme Frauenpolitisches nur unkonkret und vage vor, was Bures naturgemäß anders sieht. Sie appelliert in einer Reaktion darauf, doch die gemeinsamen Ziele zu verfolgen, nämlich die Lebenssituation von Frauen zu verbessern. Und wenn wir schon bei den Grünen sind: Eben hieß es noch, dass der Einbruch bei der Parlamentspartei ganz sicher Eurofighter-motiviert war, während Pilz, wieder in Wien, heute verkündete, er glaube nicht, dass Akten das Motiv waren. Es kamen zwar zwei Mappen weg, die was mit dem Ausschuß zu tun hatten, doch das waren nur Vor- und Nachbereitungen von Zeugenbefragungen, offenbar nichts Unersetzliches.

Nutzen könne man daraus keinen ziehen, versicherte Pilz. Was sollte aber dieser Einbruch dann? Diebstahlsmäßig war er sinnlos, da in jedem beraubten Ein-Personen-Unternehmen mehr mitgenommen wird. Als Durchsuchung war die Aktion ebenso sinnlos, da ja vor allem Chaos gestiftet und nur Belangloses geschnappt wurde. Offenbar bleibt als Rätsel, warum Werner Kogler an Wechselwäsche nur T-Shirts und Hemden, jedoch keine Socken und Unterhosen angegeben hat....

08.02.07

Ist der Eurofighter-Einbruch wirklich rätselhaft?

"Österreich" macht heute eine Verschwörungsgeschichte daraus, dass von 6. auf 7. Februar in Büros der Grünen eingebrochen wurde: Wie bei 'Watergate': Heiße Akten gestohlen wird bereits auf der Titelseite verkündet. Fragt sich, ob sie "Watergate" meinen (Nixon stolperte über einen Einbruch ehemaliger CIA-Agenten bei den Demokraten, Enthüller war Bob Woodward) oder Watergate. Das Watergate ohne Anführungszeichen kann ein bevorstehender Skandal gewesen sein, angesichts dessen die Notbremse gezogen wurde, da von CIA-Militärhilfe für die griechische Junta, die mit US-Hilfe an die Macht gekommen war, Gelder für Nixons Spendensammlung abgezweigt wurden. Besser war dann offenbar noch, er stolpiert über das Skandalisieren des Einbruches.

Oder Nixon verschaffte sich Gegner in den Geheimdiensten, da diese reformieren wollte, sodass "Ehemalige" zu Werk gingen und ihn durch das Auffliegen des Einbruchs in schlechtes Licht rücken konnten. Len Colodny und Robert Gettin behaupten in "Silent Coup", es sei um eine Intrige des Pentagon gegen Nixons Außenpolitik gegangen. Dabei seien Top Secret-Dokumente zur Vereitelung politischer Entscheidungen entwendet worden. Bob Woodward hat einst Einsatzbesprechungen im Pentagon geleitet und verfügte über eine hohe "Security Clearance". Er hatte auch als Navy-Leutnant mit General Haig zu tun (später Minister). Woodward hatte in Sachen "Watergate" Erfolg dank seines Informanten "Deep Throat".

Lang wurde spekuliert, wer sich dahinter verbirgt, doch Woodward selbst nennt 2005 den FBI-Mann W.Mark Felt, der damals, als sehr alter Mann, auch selbst an die Öffentlichkeit trat. Colodny und Gettin nehmen jedoch an, dass "Deep Throat", der nur mit Woodward sprach, niemals mit dessen Co-Autor Bernstein, Alexander Haig selbst war, der Nixons außenpolitische Strategien kannte und z.B. von Geheimverhandlungen mit China wußte. Nixon engagierte sich für das SALT-Abkommen mit der UdSSR zur Begrenzung strategischer Waffen und wollte die amerikanischen Soldaten aus Vietnam abziehen.

Welches Watergate meint "Österreich" nun? Wer gab Auftrag für den Einbruch? fragt eine Schlagzeile im Blattinneren. Täter suchten gezielt nach Eurofighter-Akten, aber auf welche Weise: Um direkt bei Pilz ins Büro zu kommen, hatten die Täter eine gefährliche Kletter-Aktion über einen kaum zehn Zentimeter schmalen Fenstersims in Kauf genommen. Für Pilz ist alles klar: Mein Büro wurde ganz gezielt ausgesucht. Allerdings fehlt aus diesem Büro nach bisherigem Wissensstand genau - NICHTS. Pilz selbst weilte in Tirol, wie LeserInnen seinem Tagebuch am 6.2. entnehmen konnten.

Offenbar hatte er es nicht eilig, den Schaden selbst in Augenschein zu nehmen. Zum Fenstersims noch ein Tipp: LeserIn, nimm ein Lineal und miß mal ab, wie lang und wie breit dein Schuh ist. Ungefähre Werte: Breite ca. 10 cm, Länge (Schuhgröße 39, was anderes hab ich nicht zur Hand) etwa 25 cm. Jetzt haben wir eine Vorstellung, was da in einer Höhe von einigen Metern vor sich gegangen sein soll. "Österreich" bildet das Fenster ab, dessen Glas in einem Flügel beschädigt ist. Es steht offensichtlich in rechtem Winkel zum Gangfenster, grenzt jedoch nicht an dieses, sodaß man nicht einfach rüberlangen und Scheibe einschlagen kann. Die Fenster sind typisch für ältere Häuser, zwei Flügel, mit Drehriegel zu schließen. Wer solche Fenster schon mal von innen geputzt hat, weiß, dass sie sich manchmal verhaken und dass der Riegel manchmal einfach runtergeht und einrastet. Sie sind also oft auch von innen schwer zu öffnen (besonders, wenn sie schon mehrmals überstrichen wurden).

Nun gab es also eine gefährliche Kletter-Aktion und dann den geglückten Versuch, beinahe ohne Halt für die Füße mit einer Hand zuerst eine Scheibe einzuschlagen, den Riegel zu öffnen, dann noch eine Scheibe und noch einen Riegel....wahlweise auch: beide Scheiben einschlagen, dann der Reihe nach durchgreifen und Riegel drehen. Wenn wir schon dabei sind: wo hielt sich der wagemutige Akrobat mit seiner zweiten Hand fest? Immerhin soll es irgendwo Blutspuren geben, die von wegen DNA untersucht werden sollen. Fingerabdrücke sind massig vorhanden und werden auch von Grünen genommen, um diese auszusortieren. Pilz zu "Österreich" über die Polizei: Die Beamten haben mir gesagt, dass auf den ersten Blick alles nach einer Durchsuchung aussieht.

Nun frage ich dich, LeserIn, CSI-SeherIn etc., wie würdest du, Krimi-geeicht, bei einem Raub und bei einer Durchsuchung vorgehen? Bei Raub, antwortest du nach kurzem Überlegen, ist mir vielleicht egal, ob ich Spuren hinterlasse, ich schlage schon mal eine Scheibe ein, wenn's nicht anders geht, werfe was um, wenn ich nach Wertgegenständen suche und haue so schnell wie möglich mit reichlicher Beute ab. Wenn ich aber was durchsuchen will, erklärst du, brauche ich dafür Zeit und falle daher so wenig wie möglich auf. Ich werd also ein Schloß knacken (möglichst ohne Spuren zu hinterlassen) und alles systematisch durchchecken, wo ich was zu finden glaube. Wenn's mir egal ist, ob das Opfer was merkt, nehm ich Sachen einfach mit; wenn ich ein bißchen verwirren möchte, schnappe ich mir noch etwas, das nach Raub aussieht.

Wenn ich unbemerkt bleiben will, kopiere ich Dokumente oder fotografiere sie mit einer Spezialkamera und dann mache ich mich so leise und unauffällig wieder davon, wie ich gekommen bin. Eben, liebe LeserInnen, und was haben wir hier? Unauffällige Durchsuchung? Spurloses unauffälliges Eindringen, das auch etwaige Nachtarbeitende in anderen Büros oder gar die BewohnerInnen der Luxusappartements unterm Dach nicht bemerken? Hier haben wir ein Mischmasch aus halbherzigem Raub, halbherziger Durchsuchung, halbherzigem Einsacken von Papieren (bis heute kann keiner genau sagen, was denn nun mitgenommen wurde) und einer spektakulären halsbrecherischen Art des Eindringens. Wer zynisch ist, könnte sagen, dass die Einbrecher irgendwie auch rücksichtsvoll waren: sie nahmen Peter Pilz nicht mal die teure Digitalkamera weg, sie warteten, bis ihr Zielobjekt (wir erinnern uns: um direkt bei Pilz ins Büro zu kommen, hatten die Täter eine gefährliche Kletter-Aktion über einen kaum zehn Zentimeter schmalen Fenstersims in Kauf genommen) in Tirol war, was sie direkt vor ihrer Tat auch im Internet lesen konnten.

Sie brachen also zu einem Zeitpunkt ein, wo vielleicht sogar weniger von dem vor Ort war, das an Pilzens Infos so brisant sein soll (immerhin hatte er ja wirklich seinen Laptop mit, während ein anderer mitgenommen wurde). Sie wählten eine (unnötig?) riskante Variante des Hineingelangens, während gewöhnliche Büroeinbrecher nicht auf Fassaden herumklettern, sondern ganz einfach das Schloß knacken. Vielleicht haben die Opfer normaler Bürodiebstähle das eine oder andere Mal Erklärungsbedarf bei der Kripo, ob denn wirklich ein Einbruch stattfand - den Grünen bleibt diese Verlegenheit erspart, da ja niemand durch die Tür gekommen sein soll. Die Täter haben offenbar auch darauf Rücksicht genommen, hatten jedoch eigentlich nur den Erfolg, wie Spiderman herumgeklettert zu sein.

Zur Tasche mit Wäsche, die Werner Kogler laut Pressekonferenz heute vermißte, fiel einem Standard-User schlicht ein, dass sich dafür wohl nur die MA 48 (Müllabfuhr) interessieren kann. Während viele leidgeprüfte Opfer von Büroeinbrüchen ihre Arbeitswoche mit der Begutachtung des Schadens beginnen, der am Samstag oder Sonntag angerichtet wurde, haben diese Täter ihre Aktion auf einen Wochentag gelegt. Ungewollt kamen die damit den Opfern entgegen, die des öfteren unter der Woche Pressekonferenzen in ihren Räumlichkeiten abhalten, wie es ja auch am 7. Februar 2007 der Fall war, mit dem unfreiwilligen Programm 9 Uhr Spurensicherung, 10.30 Pressekonferenz.

Sämtliche Akten auf seinem Schreibtisch und Ordner in seinen Schränken waren wild durchwühlt. So schildert "Österreich" den Anblick im Pilz-Büro, der Medienvertretern gezeigt wurde. Wieder taucht da die Frage auf nach Tätern, die etwas suchen, oder nach Tätern, die den Eindruck erwecken wollen, sie suchten etwas. Suchen ist mit auffälligem Eindringen wohl unvereinbar, doch wir wissen, Grüne und Polizei hängen der Spiderman-Version an. Täter, die ablenken wollen, aber durch die Tür kamen, können seelenruhig herumwühlen, es weist ja kein Scheibenklirren, keine Kletterei an der Fassade und kein kaputtes Fenster darauf hin, dass hier etwas nicht stimmen könnte. Sie werfen vielleicht ein paar Scheiben ein, bevor sie sich (durch die Tür) vertschüssen.

Einbruch nach dem brisanten Interview in Österreich bringt uns natürlich auf die richtige Spur: da gab Pilz letzten Sonntag ein Interview, und kündigte darin an, über brisante Unterlagen zu verfügen, die er ab der heißen kommenden Woche kontinuierlich dem Ausschuss präsentieren wollte. Eine Ankündigung, die einige Betroffene sehr nervös gemacht haben dürfte - denn bei dem Einbruch wurde ausschließlich nach Akten gesucht. Alfred Worm weilt ja leider nicht mehr unter uns, aber ein bißchen Hausverstand würde den Kollegen von "Österreich" auch weiterhelfen. Ein Einbruch, bei dem ausschließlich nach Akten gesucht wird ist wohl eher eine Sache der unauffälligen Sorte und hat mehr Beute als: ein Laptop, der nichts mit EF-Akten zu tun hat, eine Videokamera, die ebenfalls nichts damit zu tun hat, eine Mappe mit Papieren, die in "Offen gesagt" zitiert wurden, und ein paar T-Shirts und Kosmetikartikel. Übrigens ließen die Täter die Pilz-Kamera einfach da - ohne zu sehen, ob da vielleicht brisante Bilder am Chip gespeichert sind?

Werner Schima kommentiert das Ganze u.a. so: Einen positiven Effekt, den die Täter wohl kaum beabsichtigt haben, hat die Aktion aber auch: Der Ausschuss bekommt jetzt endgültig die Aufmerksamkeit, die er verdient. Woher will er wissen, was die Täter nicht oder gerade doch beabsichtigt haben?

Weiteres siehe Blogeintrag vom 7.2. "Der Eurofighter-Einbruch".

07.02.07

Der Eurofighter-Einbruch

MITTWOCH, 07. FEBRUAR 2007 Irgendwann heute Nacht ist bei uns eingebrochen worden. Die Glastür zu meinem Büro ist in Scherben. Auf meinem Schreibtisch steht meine neue Digitalkamera im Ladegerät unberührt da. Ein Schrank ist durchwühlt worden. Die Einbrecher haben in den Büros von Terezija Stoisits und mir irgend etwas gesucht. Einige Computer sind gestohlen worden. Meiner steht vor mir im Tiroler Oberland. Wenn das normale Einbrecher waren, dann waren sie nicht ganz normal. Habgierig waren sie jedenfalls nicht. Jetzt untersucht das LVT, das Landesamt für Verfassungsschutz. Aktueller Eintrag von peterpilz.at

Im Vergleich dazu die Aussendung der Grünen:
Im Grünen Parlamentsklub ist in der Nacht auf Mittwoch eingebrochen worden. Zielobjekte waren nach Angaben der Grünen unter anderem Büros der "Eurofighter-Abgeordneten" Peter Pilz und Werner Kogler. Der stellvertretende Klubobmann Karl Öllinger äußerte bei einer zu einem anderen Thema anberaumten Pressekonferenz offen den Verdacht, dass der Einbruch in "Zusammenhang" mit dem Eurofighter-Untersuchungsausschuss steht. Opfer des Angriffs waren laut Öllinger auch Büros von Mitarbeitern und der Abgeordneten Terezija Stoisits und Ulrike Lunacek. Ohne "den Ermittlungen der Polizei vorgreifen zu wollen", äußerte er die Vermutung, dass es bei dem Einbruch "nicht um Wertgegenstände gegangen ist, obwohl welche verschwunden sind". "Ich sehe einen Zusammenhang mit dem Untersuchungsausschuss", so Öllinger.

Die Einbrecher seien "nicht sehr habgierig gewesen", so sei etwa eine auf dem Schreibtisch von Pilz offen gelegene Digitalkamera nicht entwendet worden, dafür aber Aktenschränke mit Eurofighter-Ausschuss-Akten "gezielt aufgebrochen" worden. In anderen Räumlichkeiten seien eine Videokamera und ein Laptop gestohlen worden. Der oder die Täter seien über ein Gangfenster im Gebäude in der Löwelstraße im ersten Wiener Bezirk in die Klubräumlichkeiten eingestiegen. Öllinger sprach von einer "etwas raffinierteren Form" des Einbruchs.


Waren es a) die Büros von Pilz und Stoisits (Pilz) oder b) von Pilz, Kogler, Lunacek, Stoisits und von Mitarbeiterinnen (Öllinger-Version)?

Wurde/n a) einige Computer (Pilz) oder b) ein Laptop (Öllinger) gestohlen?

Wurde a) ganz simpel ein Schrank durchwühlt (Pilz, erinnert an einen Wäscheschrank, in dem ja manche Privatpersonen Wertsachen verstecken) oder b) Aktenschränke gezielt aufgebrochen (Öllinger)?

Dass Pilz die Videokamera und Wertsachen nicht erwähnt, Öllinger aber beides sehr wohl, wäre spitzfindig.

Es ist auch so etwas merkwürdig: Pilz scheint in seiner Reaktion gar nicht er selbst zu sein, ist doch Understatement ansonsten nie seine Sache. Schon gar nicht, wenn er sich irgendwie wegen seiner mutigen Aufdeckerrolle angegriffen fühlen kann. Erinnern wir uns doch z.B. an das Skandalisieren der sog. "Spitzelaffäre" (an Zunds über wirkliche Spitzel hatte damals auch der eben verstorbene Alfred Worm kein Interesse) und auch an Pilz' Performance in Sachen Eurofighter.

Wirft man ihm normalerweise (manchmal zu Recht, manchmal zu Unrecht) Aufbauschen vor, so ist sein Tagebucheintrag simples Herunterspielen. Dank Internet wird in Foren, etwa beim Standard, auch eifrig spekuliert, inwie weit die Sache wirklich mit den Eurofightern zu tun haben könnte. Manche sehen hier gar Geheimdienste am Werk, als ob diese (es sei denn, sie wollen plump agieren) so auffällig einbrechen würden. Wenn derlei Institutionen an Informationen kommen wollen, die in schriftlicher oder digitaler Form vorhanden ist und die sie noch nicht haben, so können sie dies arrangieren, ohne dass jemand etwas merkt.

Findigeren Köpfen wird nur was komisch vorkommen (etwas ist anders angeordnet im Büro, oder etwas fehlt aus einem Ordner oder war doch irgendwo anders einsortiert oder es surft sich anders im Web), doch ein offensichtlicher Kausalzusammenhang ist nicht herstellbar. Hier haben wir es ja ganz offensichtlich: Laptop etc. an einem bestimmten Abend noch da - Laptop am nächsten Morgen weg, plus Einbruchsspuren = Daten und Gerät entwendet. Wenn "Profis" so agieren, dann weil sie wollen, dass man etwas merkt (oder weil sie annehmen, dass das Ablenkungsmanöver Einbruch plausibel ist).

Nun ist bekannt, dass es in Wiener Büros Auftragsdiebstähle gibt, bei denen bevorzugt Laptops geklaut werden. Schwere Computer, die man nicht einfach abtransportieren kann, bleiben da (und durchaus auch mal eine Kamera, wenn sie nicht auf den ersten Blick sichtbar herumsteht). Allerdings sind diverse Niederlassungen meist eher bekannt als die zahlreichen Dependancen parlamentarischer Klubs. Neben FahrradbotInnen, Lieferanten und JournalistInnen wird wohl kaum jemand so ohne weiteres wissen, dass die Grünen Arbeitsräume auch in der Löwelstraße haben. Die Einbrecher offenbar schon, schlichen sie sich doch eine Nebenstiege hinauf, öffneten das Gangfenster und balancierten im 2. Stock auf dem Sims zum Fenster, das sie dann noch einschlagen mußten.

So jedenfalls die Darstellung, was auch durch Fernsehbilder untermauert wurde, die dann auch die Spurensicherung bei der Arbeit zeigten. Kritik wurde geäußert, dass die Grünen sofort die Medien riefen und daher den Ermittlern die Arbeit nicht gerade leichter machten. Seitens der Grünen ist es ein klarer Fall, der Zusammenhang zu den Eurofightern besteht. Andererseits können sie nicht sagen, ob entsprechende Unterlagen gestohlen wurden oder nicht. Wozu aber dann der akrobatische Aufwand - wir wissen ja, es kann laut Öllinger und Co. kein gewöhnlicher Einbruch gewesen sein. Im Web vergleichen es manche mit Watergate (im Sinne von: hätte Pilz gerne), aber nehmen wir diesen Hinweis mal unter die Lupe:

Watergate war nicht die ungeplante Enthüllung eines gewissen Bob Woodward über einen Einbruch im Auftrag von Präsident Nixon bei den gegnerischen Demokraten, über die Nixon dann stolperte (Näheres siehe weiterer Blogeintrag zum Eurofighter-Einbruch) Ebenso hat Uwe Barschel seinen Rivalen Björn Engholm nicht bespitzeln lassen, sondern sollte über eine inszenierte Affäre stolpern, weil er von einem über Schleswig-Holstein laufenden geheimen Waffendeal Israels mit dem kriegführenden Iran erfahren hatte und diesen stoppen wollte. Barschel ließ nicht locker, egal was gegen ihn unternommen wurde - das Resultat ist bekannt, er wurde in Genf ermordet.

Wenn man Watergate erwähnt, sollte man also dazu sagen, ob man "Watergate" (die offizielle Version) oder Watergate meint. Wird es hier von anderen ins Spiel gebracht, dann denken sie wahrscheinlich an die Mainstream-Story und schieben unterschwellig einer anderen Partei (oder auch EADS) den schwarzen Peter zu. Die Grünen scheinen in Sachen Eurofighter ein bißchen auf der Stelle zu rudern, jedenfalls bis gerade eben noch. Da wird beispielsweise einer Sachverhaltsdarstellung von Pilz an die Staatsanwaltschaft wenig Chance gegeben, da Geheimhaltungsklauseln bei derartigen Verträgen üblich und keine Nötigung sind.

An den Fernsehbildern vom Gangfenster im zweiten Stock und dem zerschlagenen Fenster im Bereich des Büros erschien mir irgendwas merkwürdig, ohne dass ich sofort dahinterkam. Dann überlegte ich: wer außer vielleicht Freeclimbern balanciert in der Höhe des zweiten Stockwerks (hat das Haus eventuell auch noch einen Mezzanin vor dem ersten Stock, sodass es praktisch im dritten Stock ist?) auf einem schmalen Sims entlang? Wie schmal, läßt sich an an einem Bild des Hauses im Internet nachvollziehen. Die Löwelstraße 12 ist nämlich eine exklusive Adresse, die eine eigene Webseite hat, da es neben Büros auch teure Wohnungen zu mieten gibt. Nicht anzunehmen, dass die Simse im Inneren des Hauses breiter sind als außen.

Aber der/die Einbrecher mußte/n nicht nur in für Normalverbraucher schwindelerregender Höhe balancieren, sondern auch noch eine (Doppel?) Scheibe so einschlagen, dass er/sie unverletzt einsteigen können. Wie machten sie das? Es erscheint schlicht UNMÖGLICH (man kann es ja nachstellen, so wie in modernen Krimis mehrere Varianten gezeigt werden, die im Laufe der Ermittlungen plausibel wirken). Gut, wir haben also Leute, denen die Höhe und der schmale Halt nichts ausmachen, die mit einer freien Hand zuschlagen können (wenn sie sich nicht beim Reinklettern verletzen, dann vielleicht durch die dabei entstehenden Splitter?).

Egal wie, das Ganze wirkt unwahrscheinlich, sodaß absurd erscheint, dass die Polizei davon spricht und auch die Grünen aus dem zweifelsohne kaputten Fenster innen auf eine Kletterpartie schließen. Somit hat der/die Täter schlicht die (wohl vorhandene?) Alarmanlage ausgetrickst und die Tür benutzt, um dann zum Abschied noch ein wenig abzulenken. Wenn aber selbst beim kleinen Detail der Art und Weise des Einbruchs Unwahrscheinliches propagiert wird - wie ernst wird dann wohl ermittelt werden?

PS: Der ORF zeigt in seinen Berichten immer wieder kurz den Gang, das Sims, das Fenster: das Sims ist im Innenhof noch schmäler als auf dem verlinkten Außenbild des Hauses. Beim Fenster ist nur bei einem Flügel die Scheibe (eher in der Mitte) eingeschlagen, sodaß folgendes Szenario nach Ansicht von Polizei und Grünen realistisch sein soll: Täter klettern in einigen Metern Höhe auf ein winziges Sims (wo halten sie sich fest?), vermutlich wenn's mehrere sind, nicht alle auf einmal. Der Erste (oder Einzige?) schlägt ein Loch in die Scheibe (wo hält er sich fest?), federt hoch und macht eine Rolle vorwärts durch das Loch in der Scheibe, landet sicher drinnen, ohne sich zu verletzen. Die anderen, wenn er nicht allein unterwegs war, machen es ihm nach.

Zurück rollen sie sich wieder durchs Fenster, einer hat einen Laptop in der Hand, der andere eine Videokamera, noch einer ein paar Wertsachen und ein paar Akten (vielleicht in einer großen Tragtasche?). Nein, jetzt wirds aber wirklich zu blöd, sie gehen durch die Tür. Keine Ahnung, wie Alarmanlagen funktionieren (sofern vorhanden), aber die einfacheren schaltest du einfach ein, wenn du gehst. Was aber, wenn du gehst und sie ist eigentlich an? Egal: realistisch ist wohl, dass wie bei anderen Büroeinbrüchen eventuelle Alarmanlage und Schloß überwunden wurden, möglichst ohne Spuren zu hinterlassen. Warum aber kann man das nicht so sagen?

Soll nun eine Fahndung nach Freeclimbern, Zirkusakrobaten, ehemaligen Mitgliedern von Spezialeinheiten, Spiderman und Superman eingeleitet werden? Dies alles, weil "durch die Tür" natürlich auch Wasser auf den Mühlen jener ist, die böse von grüner Inszenierung sprechen? Aber: entkräftet man dies besser mit abstrusen oder mit halbwegs realistischen Rekonstruktionen? Übrigens: der Gang soll kaum bekannt gewesen sein, dh viele, die im Haus arbeiten, benutzen ihn nie - somit wissen wohl auch Leute nicht davon, die gelegentlich mit Büros im Haus zu tun haben...

Mittlerweile ist auf der Webseite der Grünen als Bildunterschrift zu lesen, dass heikle Eurofighter-Akten anderswo sicher verwahrt seien. Anfangs wußte man ja nicht so recht, ob was Wichtiges fehlt oder nicht (ich nehme aber mal an, wenn man Dokumente anderswo aufhebt, hat man parat, dass es 1) so ist und 2) was anderswo lagert).

PS vom 8.2. 2007: Unterschiedliche Angaben von EF-Ausschußmitglied Werner Kogler - laut Mittagsjournal des ORF ist nichts verschwunden, was in Sachen EF von Belang ist. Kogler selbst vermißt nur eine Mappe, mit der er sich auf eine Fernsehdiskussion vorbereitete ("Offen gesagt", das schon gesendet wurde?). In einer Meldung des ORF Steiermark klingt es etwas anders: Es gibt keinen Hinweis darauf, dass besonders vertrauliche Akten verschwunden sind. Die sind gar nicht geknackt worden, die haben wir gut versteckt. Es gibt allerdings Hinweise drauf, dass Ordnungsmappen doch gekapert worden sein könnten, wo die eine oder andere Unterlage sich drinnen befindet. Faktum ist, dass das dann eine Eurofighter-Unterlage war, aber kein geheimer Akt"

In dieser Meldung (und auch im Mittagsjournal) ist davon die Rede, dass "nichts" aus dem Büro von Peter Pilz verschwunden sei. Sonderlich aufregend ist das ganze für Pilz nach wie vor nicht - wir lesen am 8.2. noch immer nichts als seinen mageren Tagebucheintrag vom 7.2. zum Thema. Koglers Worten zufolge ging es ja doch um den EF-Ausschuß - das sollte Pilz ja nicht kalt lassen, erinnern wir uns doch an seine tagelange Empörung über angebliche Zeugenabsprache im Finanzministerium, seine Behauptung, Beamte seien unter Druck gesetzt worden. Und nun, wo SOWAS passiert? Man/frau vergleiche auch diesen letzten oberflächlichen, unpräzisen Pilz-Eintrag (auf den übrigens viele mit Postings reagierten, mehrheitlich ungläubig) mit den detaillierten Ausführungen betreffs EF-Ausschuß (und wie Pilz und Kogler jetzt anderen einheizen werden).

Weiterer Blogeintrag zum Eurofighter-Einbruch

Laun, Lugner und die Selbstbestimmung

Ob Kinder oder keine
bestimmen wir alleine!

Könnte der Papst schwanger werden,
wäre Abtreibung ein Sakrament!


Muss ich wirklich an diese Slogans von Frauendemos erinnern, bei denen auch heute noch unter anderem um das Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper gekämpft wird? Zwar haben wir die Straffreiheit des Schwangerschaftsabbruches in den ersten drei Monaten seit 1975 gesetzlich verankert, doch kann von einem gleichen Zugang zu dieser Bestimmung überall in Österreich nach wie vor keine Rede sein. Auch heute sagen Frauen, dass sie oft vor Ort allenfalls zu dubiosen Ärzten gehen können, weil es keine Kliniken gibt, die Abbrüche vornehmen. Manch eine hat da die Wahl, nach Wien zu fahren (da könnte dann jemand drüber reden, sie unterwegs treffen) oder nach Holland (weiter, aber anonym) oder eben doch zu dem schmierigen Kerl gehen, von dem es heißt, dass er oft zur Flasche greift. Legale medizinische Eingriffe stehen ansonsten Menschen in allen Regionen Österreichs offen - aber Abtreibung wird ja nach wie vor mit kirchlichem Weihrauch vernebelt.

Nun gibt es im Lugner-City-Komplex in Wien also auch das sexualmedizinische Zentrum Venusmed, das umfassende Beratung und Behandlung anbietet und auch gegen sexuelle Komplexe und die Tabuisierung von sexuellen Orientierungen angehen will. Wie auch im Ambulatorium am Fleischmarkt werden sowohl Behandlungen angeboten, die Fruchtbarkeitsstörungen mindern sollen, wie auch Abbrüche vorgenommen. Die Ortswahl bringt den Katholiken Richard Lugner in den Bannstrahl der Kirche, genauer gesagt vor allem von Weihbischof Laun, der bei allen möglichen Veranstaltungen a la Jugend für das Leben gern gesehener Gast ist. Laun appelliert an den Geschäftssinn der anderen Einmieter in der Lugner-City, da ja die zukünftigen Kunden vernichtet würden. Inzwischen sammelt die jugendliche Fußtruppe eifrig Unterschriften im Internet, wo man seinen Kaufboykott aussprechen kann. (Ob die Unterzeichnenden dann auch wirklich auf einen Ausflug in die Lugner-City samt Kinozentrum verzichten, wird allerdings nicht überprüft.)

Ich bin es, wie andere Feministinnen, auf Dauer natürlich leid, immer wieder dieselbe Leier gegen den Abbruch zu hören, daher nur ein paar kurze Bemerkungen:

1. geht die Kirche ja wohl davon aus, dass der Mensch eine Seele hat, die in den Körper eintritt. Ohne Seele wäre es wohl vergebens, Menschen dazu zu bewegen, "gut" sein zu wollen - denn dann wären wir einfach nur konsumsüchtige, bequeme Couch-Potatoes. Ergo gibt es eine Seele (wovon ich überzeugt bin), und diese wird sich einfach einen anderen Körper aussuchen, wenn der zuerst ausgewählte Embryo nicht heranreift.

2. sollte Laun erstmal beweisen, dass er FRAUEN achtet und respektiert, denn WIR sind immer noch die Lebensspenderinnen. Merken wir was davon bei einer Männerkirche, die der Sexualität abschwört und Männer als höhere, Gott/Göttin nähere Wesen ansieht?

3. ist mir (und anderen) nicht bekannt, dass Laun und seine Anhänger sich jemals gegen eine fatale Verquickung von schlimmster Ausbeutung und Konsum wendeten, nämlich gegen den Tagestourismus nach Tschechien nach dem Motto: Mutti kriegt eine neue Dauerwelle, Vati kauft inzwischen Sex bei einer Zwangsprostituierten oder "borgt" sich ein Romakind aus.

4. hat weder Laun noch sonstwer einen Alleinvertretungsanspruch, was "Gottes Wille" betrifft. Auch seine Kirche ist historisch gesehen nicht so lange gegen Abtreibung, verfolgte man doch einst Hebammen, nicht aber Frauen, die von ihnen behandelt wurden. Bei Hinrichtungen sogenannter Hexen wurde keine Rücksicht darauf genommen, ob das Opfer schwanger ist oder nicht.

5. Täglich verhungern weltweit so viele Menschen, wie angeblich jedes Jahr Embryos in Österreich abgetrieben werden (richtiger wäre: Dottersäcke, da die meisten Abbrüche sehr früh geschehen). Was unternehmen Laun und Co. dagegen? Setzen sie sich für eine gerechte Weltwirtschaft ein, engagieren sie sich für Umweltschutz (nachdem der Klimawandel gerade an vielen Toten in Afrika bereits Schuld hat)?

6. Wären befruchtete Eizellen außerhalb des Mutterleibes lebensfähige Menschen, stellte sich die Frage ganz anders. So aber sind Föten davon abhängig, dass sie eine Frau schützt und nährt, damit sie eines Tages, vorausgesetzt, die Schwangerschaft verläuft gut, lebensfähige Menschen werden. Eine Kirche, die Sexualität ablehnt, den Menschen einen geradezu ungöttlichen rachsüchtigen richtenden alten Herrn im Himmel als Rute im Fenster hinhält, die nur Männer predigen und Papst werden läßt, hat nichts mitzureden, wenn es um Frauen und deren Körper geht.

Und nun noch ein Buchtipp: AUFbrüche ist ein lesenwerter Sammelband mit Beiträgen aus der AUF (bei einem Gewinnspiel von diestandard.at bekommen, danke :-) Einer der Beiträge beschreibt eine Frau, die mit 16 Jahren abtrieb, als es noch illegal war, und dafür ebenso wie ihre Mutter vor Gericht stand. Der Durchführende war eher in die Kategorie Engelmacher einzuordnen, und obwohl das Mädchen eine Sepsis hatte und Fieber bekam, vernahm die Polizei sie zuerst. Im Spital erzählten ihr die anderen Frauen auch ihre "Stricknadelgeschichten"....

PS vom 7.2.: Kirchenherren sollen sich zurückhalten, meint Frauenministerin Doris Bures. Thanks :-)


@ Klimaveränderung: Bei uns, nicht aber bei CNN ist durchaus Thema, dass es in Teilen der USA und in Kanada extrem kalt ist. Von bis zu 41 Grad Minus ist die Rede, die Bilder entsprechen nicht ganz dem, was wir von kalten Tagen bei uns kennen. Es wird davor gewarnt, länger als ein paar Minuten im Freien zu bleiben, da Erfrierungen drohen. Auf US-Webseiten (hier mit Videos)ist von Temperaturen um 9, 10, 12 Grad die Rede - natürlich Fahrenheit. Schnell nachschauen: achja, bei dieser Skala gibt es mehrere "Fixpunkte", die 32 Grad entsprechen dem, was in Celsius als Null Grad gilt. Null in Fahrenheit bezieht sich auf ein Gemisch aus Wasser, Eis und Kochsalz (-18 Grad Celsius).

Berichte auch bei USA Today und der Chicago Tribune - irgendwie erinnert dies alles an den Film The Day After Tomorrow - und an die leider bei uns nicht gezeigte BBC-Doku The Big Chill (Großbritannien vereist, nachdem der Golfstrom sich abgeschaltet hat). In Kanada werden schon medial Tipps gegeben, was man bei Frostbeulen tun kann, um welche zu bekommen, reicht es schon, ein Stück weit mit ungeschütztem Gesicht zu gehen....

05.02.07

War Alfred Worm DER Aufdecker?

Kürzlich sah man Alfred Worm bei der Ehrung als Journalist des Jahres 2006. "Typisch, mit einem gekauften Interview (Natascha Kampusch)", dachte ich, doch meine innere Stimme meinte "laß ihn, der sieht doch sehr krank aus". Nun ist Worm im Alter von 61 Jahren gestorben, einem Herzinfarkt erlegen, nachdem er jahrelang Herzprobleme hatte, sich bestimmt auch mit viel Willenskraft dennoch im Leben hielt. Er meinte noch, er werde nun etwas leiser treten, was man sich ja in seinem Alter und nach seiner Laufbahn durchaus gestatten kann. Allein wird es nicht mehr dazu kommen, was ihn mit anderen Medienmännern (Journalisten und Karikaturisten) vereint, die ebenfalls mit Ende 50 / Anfang 60 abtraten. Meist nicht so plötzlich, sodass noch berichtet wird, wie sie in ihren letzten Lebenstagen schrieben und zeichneten, mit Leib und Seele ihrem Beruf verfallen. Nicht gerade aufbauende Beispiele, besonders nicht für Journalistinnen, die gerne betonen, nicht jeden Preis für ihren Job bezahlen zu wollen, und dann über verstorbene Kollegen reden.

Viel Weihrauch ist üblich bei prominenten Todesfällen, und ich möchte einem Verstorbenen auch nichts Schlechtes nachsagen. Dennoch ist manches korrekturbedürftig, das Worm nun im Überschwang der Gefühle zugeschrieben wird. Er war DER Aufdecker schlechthin, heißt es meistens, habe unerschrocken gegen "die Mächtigen" gekämpt und sei auch dauernd vor Gericht gestanden, wenn sich jemand durch seine Enthüllungen verletzt fühlte. Worm war zuerst Bauingenieur der Stadt Wien, der Peter Michael Lingens vom "profil" mit Informationen in der Causa Bauring versorgte. 1974 stieg er als Journalist bei diesem Magazin ein und bedurfte einige Zeit der Korrekturen seiner direkten Sprache - in stilistischer wie medienrechtlicher Hinsicht. Lingens kam letztlich nicht mit Worm zurecht; dieser sei ihm "unheimlich" (Basta 6/88). Im Interview mit dem "Forvm" (August - September 1989) meinte Lingens, der die Leitung des "profil" da bereits abgegeben hatte, dass juristische Spitzfindigkeiten wie der Konjunktiv für Behauptungen für Worm nur "Bremsmanöver" darstellten. Er sei aber für das Magazin "weitestgehend unverzichtbar", ein Urteil, dem sich heute sicher die Redaktion seiner letzten Wirkungsstätte "News" anschließen wird.

Worm wurde nicht nur geklagt, sondern war auch klagefreudig, wie Michael Prager vom "Forvm" erleben mußte (seines Zeichens übrigens der einzige Lucona-Aufdecker - er bestritt seinen Lebensunterhalt mit dem Betreuen eines Duty Free-Shops an der Grenze zu Ungarn, als ich vor ein paar Jahren mit ihm in Sachen Lucona in Kontakt war). Prager wagte es, eine der Aufdecker-Geschichten des W., den "wahrscheinlich größten Korruptionsskandal in der Zeit nach 1945" (Neubau des Zentralarchivs) als "in Wahrheit der größte Profil-Flop seit Bestehen" zu bezeichnen. Außerdem kritisierte Prager, dass Bruch von Amtsgeheimnissen und andere Methoden bei den Aufdeckerstories eine Rolle spielen. Zuvor mußte Prager Worm klagen (was abgewiesen wurde), da dieser behauptete, Prager schreibe seine kritischen Berichte zum Lucona-Ausschuß im Forvm im Auftrag der Anwälte von Udo Proksch. Im Forvm Juli - September 1990 schildert Prager eine Begegnung mit Worms Anwalt Masser (zugleich der Rechtsvertreter der Bundesländer-Versicherung): Die Wahrheit? Auch Sie werden die Wahrheit noch kennenlernen, Sie werden Sie noch eingeflößt bekommen, Herr Prager! Löffelweise!

Dies, als der so hartnäckige Journalist nach dem Ausschuß im Parlament nun auch noch den Lucona-Prozeß verfolgte und darüber berichtete. Masser war, wie auch Worm, daran beteiligt, aus dem Versicherungsfall des gesunkenen Schiffes - das eine andere als die im übrigen auch mit Einverständnis der Versicherung schlampig deklarierte Ladung an Bord hatte -, die These einer vorsätzlichen Sprengung zu propagieren. Worms Rolle schildert das Forvm (Mai 1989) so: Im März 1985 hart 'Profil'-Autor Worm bei 'Lucona'-Untersuchungsrichter Tandinger und im Beisein des in dieser Affäre ermittelnden Kriminalbeamten Reitter so etwas wie eine anonyme Mordanzeige erstattet. (Einschub: Prager beschrieb mir diese Ermittler pointiert; heute könnte man wohl sagen, sie waren keine Vorwegnahme von C.S.I.) Worm, der erklärt, ungenannt bleiben zu wollen, weil er sonst um sein Leben fürchten müsse, berichte, ein ihm bekannter Anwalt, der erklärt, ebenfalls ungenannt bleiben zu wollen, weil es um seine berufliche Verschwiegenheitspflicht gehe, habe sich an ihn gewandt; der habe aus seinen Kontakten mit einem Sprengmeister des Bundesheeres, Hans Edelmaier, die Überzeugung gewonnen, daß Edelmaier direkt an der Sprengung der Lucona beteiligt gewesen wäre, nämlich unter Beiziehung des Fallschirmspringers Hans Huber.

Das "Forvm", durch eine Ironie der Geschichte übrigens ursprünglich eine Gründung der CIA im Rahmen des Congress for Cultural Freedom, fand heraus, dass diese Aussage erst nach zwei Jahren in den Lucona-Akt aufgenommen wurde, da ein Stempel dies belegt. Freilich stand sie, wie vieles andere auch, dem zweiten "Aufdecker" in diesem "Spiel", Hans Pretterebner zur Verfügung ("Der Fall Lucona", erschienen 1987). Dies kam auch im Lucona-Ausschuß (1989) zur Sprache und wurde, wie auch immer wieder Stellungnahmen sozialdemokratischer Ausschußmitglieder, nicht in der als vollständig suggerierten "profil"-Berichterstattung erwähnt. Außerdem löste es nicht die Empörung aus, die ein vergleichbares Handeln seitens eines "roten" Richters in dieser Causa verursacht hätte - davon abgesehen, dass dieses Dokument das missing link darstellte. Immerhin erklärte es, wie Udo Proksch an Sprengstoff gekommen sein soll (wenn auch nicht, wie man im Jahr 1976/77 Zeitzünder länger als zehn Tage im Vorhinein einstellen konnte, was damals nicht möglich war).

Seltsam erschien nicht nur dem "Forvm", dass ein Dokument, in dem Worm nicht mit Namen erwähnt wird, bei der Einjournalisierung sein Leben gefährden konnte. Beim Lucona-Prozeß wird der erwähnte Huber nach zwei Jahren U-Haft vernommen, bekennt sich, mit den Nerven am Ende, falscher Zeugenaussage für schuldig (während die durch die Verteidigung entkräfteten Lügengeschichten, so "Forvm" April - Juni 1990, von Lucona-Kapitän und Steuermann nicht geahndet werden). Edelmaier wiederum sei, schreibt die Zeitschrift, aus fadenscheinigen Motiven festgehalten worden. Er hatte nämlich im Oktober 1976 Urlaub und hätte da die Lucona inspizieren können, die sich damals in Hamburg befand. Tatsächlich wurde, so die Aussagen von Kapitän und Steuermann, das Schiff damals besichtigt, nicht von Proksch und "Komplize" Daimler, aber in welche Sprache sich die Interessenten unterhielten, daran kann sich niemand erinnern.

Allein: Die Lucona ist nachweislich erst Mitte Dezember, also zwei Monate nach dem Hamburg-Aufenthalt angechartert worden, und zwar über einen der größten Genueser Schiffsmaker, nachdem das ursprünglich für die Fracht vorgesehene Schiff, die Beatrix, nach Sturmschäden havariert ausgefallen war. Und, muß man hinzufügen, sie hieß früher Steinberg und hatte ein identisches Schwesterschiff namens Scheersberg, mit der Material für das israelische Atomprogramm geschmuggelt wurde. Somit gibt es noch einen weiteren "Kandidaten", der Kenntnis vom Bauplan hatte. Pretterebner zitierte Kreisky in seinem Buch, wonach sich Hochtechnologie auf der Lucona befunden habe, mit der man Atombomben hätte herstellen können. Welcher Geheimdienst das Schiff versenkt habe, wolle er als gebranntes Kind aber nicht sagen.

Pretterebner verwendet oft Zitate in direkter Rede, die Nähe zu den Erwähnten vermitteln. Manches, was Proksch in den Mund gelegt wird, stammt aus einem Artikel von Wolfgang Maier für TransAtlantik Juli 1981. Maier befragt auch Anwalt Masser, der meint, die Anlage an Bord sei erheblich überfakturiert gewesen, was die Ingenieurfirma Comprimo bestätigt habe. Bei diesem holländischen Unternehmen arbeitete A.Q.Khan, der pakistanische Meisterspion, nachdem er in einem Reaktorzentrum entlarvt worden war (heute gilt er als Vater der pakistanischen Atombombe und hat vor ein paar Jahren einiges enthüllt). Maier besuchte auch den schweizerischen Proksch-Geschäftspartner Egger, der laut Pretterebner Scharniere für Schmuckkästchen herstellte, jedoch von Maier und dem BND-Agenten "Manfred Morstein" als Waffenexperte beschrieben wird. Prettnerebner liefert uns auch zwei eineinander ausschließende Versionen, wie dieser Hochstapler Proksch und Lütgendorf kennenlernte: a) nach dem Untergang der Lucona 1977 macht Egger erst die Bekanntschaft von Proksch, dann von Lütgendorf b) Egger und Lütgendorf kannten sich seit den 70er Jahren wegen Eggers Kontakten zu Waffenhändlern.

Pretterebner, der auch Decknamen von Stasi-Agenten gerne doppelt anwendet (entweder schreibt er selbst sie zwei Personen zu oder anderswo wird über jemanden berichtet, der genau jenen Decknamen trägt, den Pretterebner schon jemandem verpaßt hat), "entkräftet" die merkwürdige Tatsache, dass eine Zapata Ölgesellschaft von George H.W. Bush als CIA front office gilt, in Bezug auf die Lucona-Zapata so: Und so mag denn auch in der Behauptung, zwischen der Zapata Corporation und dem US-Geheimdienst bestünde eine gewisse Affinität, durchaus ein wahrer Kern liegen. Man beachte die untypisch gewundene Formulierung, wo sonst stets deftige Worte gewählt werden. Dennoch sind all diese Überlegungen müßig, denn das US-Unternehmen und die gleichnamige schweizerische Domizilgesellschaft haben in Wahrheit nicht das Geringste miteinander zu tun. Woher weiß er das? Von der CIA? :-)

Wäre Worm DER Aufdecker, hätte er mal das Pretterebner-Buch unter die Lupe genommen - und mit ergänzenden Recherchen eine ganz andere Geschichte zutage gefördert. Gut, mag man sich denken, auch ein Aufdecker ist nicht unfehlbar (oder besser: überschreitet gewisse Grenzen sicherheitshalber nicht), aber er hat doch den Sinowatz aufgeblattelt. Anlaß war die Behauptung, Sinowatz habe bereits im Sommer 1985 seinen burgenländischen Parteifreunden anvertraut, man werde die Bevölkerung rechtzeitig über Waldheims braune Vergangenheit aufklären (damals standen Bundespräsidentenwahlen bevor). Sinowatz, damals Bundeskanzler, ging vor Gericht, das der Aussage von 40 Zeugen weniger Glauben schenkte als der Zeugin Ottilie Matysek, die sich als SPÖ-Rebellin inszenierte und mit Ex-Bundesländerversicherungs-Direktor Ruso befreundet war (die Bundesländer gilt ebenso als schwarz wie die Wiener Städtische als rot).

Davon abgesehen konnte niemand im Sommer 1985 von Dokumenten wissen, die erst 1986 gefunden wurden, als der Wahlkampf in vollem Gange war. Dies auch deshalb nicht, weil Waldheim als Ex-UN-Generalsekretär natürlich von den großen Geheimdiensten durchleuchtet worden ist, also brisantes Material längst eingesetzt worden wäre. Zudem hatten die Russen einen ehemaligen Vorgesetzten Waldheims nach dem Krieg in Gewahrsam, der sicherlich verraten hätte, was es zu wissen gab, zumal Festgehaltene eher jene belasteten, die sicher im Westen waren. Victor Ostrowsky, ehemals Mossad-Agent, war bereits u.a. mit seinen Angaben zur Ermordung von Uwe Barschel, der einen Waffendeal Israels mit dem Iran über Deutschland verhindern wollte, durch Recherchen bestätigt worden. In "Geheimakte Mossad" schreibt er, dass gezielt aus anderen Akten stammende Dokumente Waldheims Unterlagen untergejubelt wurden, weil dieser israelischen Aktivitäten im Libanon kritisch gegenüberstand. Auch das plötzliche "Entdecken" der heiklen Informationen durch den damaligen Botschafter Israels bei der UNO, Netanyahu, war geplant worden.

Worm, DER Aufdecker und unser aller Vorbild? Meines sicher nicht, auch wenn ich manchen seiner Recherchen durchaus etwas abgewinnen kann, besonders der Kompromißlosigkeit gegenüber dem Treiben in der rechten Ecke. Da auch er sich an unsichtbare Grenzen und Gesetze hielt, was enthüllt werden darf und was nicht, trägt er dazu bei, das Leben jener Menschen schwer zu machen, die darunter leiden, dass es Tabus gibt. Wo er (und andere) aufdecken darf, konnte er freilich für manche durchaus etwas Positives bewirken. "Typisch" fand ich den Natascha Kampusch-Rummel, wo drei Männer (einer der interviewende Worm, einer der Psychiater, der dritte der Medienexperte) das zarte Mädchen auch per Körpersprache abschirmen. Nach dem unbewußten Motto: es gibt noch edle Ritter, die eine holde Maid verteidigen. Negierend, dass wohl kaum eine Frau Priklopil einen zehnjährigen Sascha entführt und acht Jahre im Keller festgehalten hätte, sondern dass dies wieder einmal Männergewalt ist. Worm hätte in seinem letzten Medium "News" (er war dann Herausgeber) auch dafür sorgen können, dass keine Panikmache-Geschichten (Vogelgrippe- und Terrorhysterie) erscheinen, sondern sachlich und faktenorientiert berichtet wird. Schließlich hat er sich auch an das Tabu gehalten, nur ja nicht die offizielle 9/11-Verschwörungstheorie zu bezweifeln - obwohl er da eine Menge hätte aufdecken können...

01.02.07

Frauenhandel / Sudetendeutsche / Zehn Stunden Arbeitstag

Heute fahre ich nach St. Pölten, wo SozialarbeiterInnen die Ergebnisse eines Projektstudium zum Thema Menschenhandel präsentieren. Unterwegs stelle ich fest, dass die NichtraucherInnenabteile im Zug ziemlich voll sind, bei den RaucherInnen hingegen etwas mehr Platz wäre. Es geht auch so, schließlich breiten sich vier Menschen auf sechs Sitzen aus - und die Reise dauert ja nur kurz :-)

Immer wieder fallen umgeknickte Bäume auf, bereits beim Lainzer Tiergarten, wo eine Menge offenbar den Stürmen nicht trotzen konnte. "Stürme" kann man inzwischen schon im Plural verwenden, denn auch gestern nacht heulte es draußen wieder gewaltig. Ich wurde am Heimweg aus der Stadt (per Rad und bergauf) immer wieder von Böen eingebremst. Eine Mischung aus Hunger innen und Wind außen verursachte Kopf- und Magenweh. Beides zusammen verschwand zuhause allmählich, dank Futter und entspannendem Bad. Auch die Katzen taten das Ihre, denn sie kehrten, wie ich es mir insgeheim wünschte, geradezu im Gänsemarsch vom kleinen nächtlichen Ausflug heim (statt dass ich immer wieder aufstehen und die Türe zum Garten öffnen muss).

Immer, wenn ich durch Landschaften reise, versuche ich mir vorzustellen, wie es wäre - am Land zu leben, in einer Kleinstadt, in einer etwas größeren, aber immer noch im Vergleich zu Wien kleinen Stadt. Nunja, ich spaziere dann durch St. Pölten, durch die Fußgängerzone zum Regierungsviertel, bin überpünktlich und finde bald eine Antwort auf "was wäre, wenn....". Bei der Veranstaltung (Bericht wurde eben Ins Netz gestellt - bin ich heut aber fleißig :-) ging es auch um Kinderhandel und eine Jugendbetreuerin, die als Gast den Präsentationen der StudentInnen lauschte, wollte wissen, wo "man" denn solchen Kindern begegne.

"Hab ich heute morgen in der U-Bahn gesehen", meine ich irgendwie abgeklärt. Und erläutere es: "Da war ein Bub, der hat Harmonika gespielt, aber keiner hat ihm was gegeben, die Leute wissen auch, dass Betteln in der U-Bahn verboten ist (und ich hab' heute auch Durchsagen dazu gehört). Dann ging noch eine junge Frau herum, mit einem Baby auf dem Arm, die war ganz zart, ich könnte nicht sagen, ob sie unter oder über 18 ist", somit könnte sie einer der Fälle sein, wo das Opfer in Österreich als Kind gilt. In St. Pölten laufen jedenfalls keine Buben mit Musikinstrumenten herum und quatschen Passanten an.

Ich denke, da haben wir auch den Unterschied zwischen Großstadt und anderen Umgebungen - am Einkaufen liegt es sicher nicht, denn wenn ich was von Thalia oder H & M brauche, könnte ich das auch beim Besuch in St.Pölten besorgen. Das Komische ist, obwohl ich eher an der Peripherie Wiens lebe, obwohl mir das Gewimmel in der Innenstadt oft gar nicht abgeht, wenn ich es nicht dauernd habe - anderswo zu sein wäre auch nicht vorstellbar....

Nach der Veranstaltung eile ich mit einer Bekannten zum Zug, wobei wir zufällig genau vor der Abfahrt eines IC Richtung Wien unsere Tickets kaufen. Unterwegs ruft mich ein Fremder an und kritisiert mich wegen meiner Anmerkungen zu Straches "Ehrenerklärung", da ich die Sudetendeutschen eben nicht als die größten Opfer des Zweiten Weltkrieges sehe. Ich bin erstmal baff und verweise dann auf das Buch von Peter Glotz, "Die Vertreibung", das ich wohl kenne und schätze, ABER: es ist klar, dass ein unterdrücktes und dann befreites "Volk" diejenigen, von denen es befreit wird, nicht mit Samthandschuhen anfaßt.

Für den "Sudetendeutschen" zählt jedoch die Vorgeschichte nicht, auch nicht Ursache, Wirkung und chronologische Abläufe, nein, das vordringliche Opfersein darf nicht bestritten werden. Diese Opfer sind auch Täter, sage ich, mir sind die Opfer wichtiger, die uneingeschränkt Opfer sind. Und von denen ist bei Strache nicht die Rede, ich kenne keine Erklärung, die dem entspricht, was andere sofort und ohne nachzudenken über die NS-Zeit sagen. Irgendwann wird mir (am Handy diskutierend und uns Richtung Bahnhof lotsend) auch die Absurdität der Situation bewußt: muss ich mich per Telefon von einem Fremden überfallen lassen, zu einer Zeit, die er bestimmt, und überhaupt: ich stehe im Telefonbuch, aber sicher nicht, um ungebeten anagitiert zu werden.

Meine Begleiterin gibt mir recht, obwohl/weil sie "Sudetendeutsche" ist (wie ich auch, jedenfalls teilweise). Ihr Großvater war bei der SS, wurde erschossen, ihr Vater kam zu tschechischen Pflegeeltern, wurde stigmatisiert, was er auch an seine Tochter weitergab. Ihr war, als Deutscher, allerdings auch nicht alles möglich, sie konnte nicht werden, was sie wollte, und stand wie ihr Vater unter Beobachtung durch den Staat, wie sie erst später realisierte. Wir stimmen überein, dass man sich nicht an Kindern rächen darf, aber Erwachsene zur Verantwortung ziehen muss. Ich erinnere mich an einen Film, den ich vor zwei Jahren gesehen habe, kurz nur und in Schwarzweiß, von einem amerikanischen Soldaten gedreht, der später Regisseur wurde. Er zeigte die Befreiung eines KZ im "Sudetenland", wo Leichen in Schuppen gestapelt waren und die Amerikaner zuerst nicht fassen konnten, dass ihnen apathische, ausgemergelte Überlebende begegneten - den Soldaten waren Konzentrationslager bislang kein Begriff.

Nicht aber den Sudetendeutschen: ich deute auf einen Platz unterwegs, um zu illustrieren, wie nahe der Zaun des KZ an den Siedlungen war. Sie hörten, sahen und rochen, was vor sich ging, und sie unternahmen nichts (und auch ihre Nachkommen werden die Vertreibung der armen Sudetendeutschen betrauern). Die Amerikaner zwangen die Honoratioren des Dorfes, die Leichen anzukleiden und würdig zu bestatten, und diese beugten sich, weil sie sonst gelyncht worden wären.

Vor zwei Jahren, als Strache beim Burschenschaftergedenken am 8. Mai (Tag des offiziellen Kriegsendes) sprach und das Gleiche sagte wie heute, schrieb ich beispielsweise über unseren Umgang mit Auschwitz (60. Jahrestag der Befreiung damals) und meine das Gleiche wie heute. "Fuller hieß der Typ", erinnerte ich mich, und habe Recht, da ich im Text Auschwitz und wir darauf eingegangen bin (der damals sehr viel gelesen wurde....). Es handelte sich um das KZ Falkenau in der Nähe von Cheb/Eger - daher stammt meine Bekannte und aus dieser Region kommen auch ein paar meiner Vorfahren.

Eine Gegend, die niemandem so recht Glück gebracht hat übrigens: nach der Vertreibung der Deutschen wurden Roma an der Grenze angesiedelt, die massiv unterprivilegiert waren. Heute blüht der Handel mit Frauen und Kindern sowie die Prostitution allgemein, da Männer aus Deutschland regelmäßig für Sex-Wochenenden kommen. Aber wenden wir uns kurz den Aussagen um den Auschitz-Gedenktag 2005 zu: damals beweinten Andreas Mölzer und Co. die armen Bombenopfer und natürlich die vom Schicksal so hart bestraften Sudetendeutschen. Offenbar, so der Sudetendeutsche am Telefon, unter der Annahme, dass ja sowohl die Deutschen in Tschechien als auch die Österreicher (die selbstredend auch alles Deutsche waren) Hitlers Opfer waren. Woher kommt aber dann der hohe Prozentsatz an Tätern unter diesen "Opfern", an Tätern gegen ihre Landsleute, sofern sie a) jüdisch, b) slawisch c) keine Nazis waren?

@ Arbeitszeitregelungen: Als prima Errungenschaft von Regierung und Sozialpartnern wird uns verkauft, dass fortan zehn Stunden als Normalarbeitszeit gelten. Jemand, der/die in Fragen der Gewerkschaftsgeschichte mehr bewandert ist als ich möge hierzu konkrete Angaben liefern, aber ich meine mich zu erinnern, dass es doch recht lange her ist, als es noch den Zehnstundentag gab. Haben wir zuviel Arbeit und keine Arbeitslosen? Sind alle Frauen so in Beschäftigung, wie sie es sich wünschen? Gibt es keine atypisch Beschäftigten mehr, denen man Sicherheit und ausreichendes Einkommen verschaffen sollte?

Sicher ist, dass hier traditionelles Denken fortgeführt wird, dass die gesellschaftliche Verteilung von Erwerb nicht berücksichtigt wird. Auch nicht die Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern: vereinfacht gesagt kann ich z.B. 60 Stunden Arbeit pro Woche zwischen Mann und Frau so aufteilen: beide arbeiten 30 Stunden und verdienen das Gleiche oder einer arbeitet 50 Stunden (bisher 40) und die andere 10 (bisher 20). Der eine verdient fortan fünfmal mehr als die andere statt "nur" das Doppelte. Vielleicht soll aber "sie" auch mehr arbeiten? Ja, haben wir zuviel oder zuwenig Arbeit? Eben - vorhandene Arbeit wird umverteilt, zu Gunsten jener, die ohnehin bereits einen Vollzeitjob haben. Wobei sie drum nicht zu beneiden sind, nun dank 10 Stunden "Normalarbeitszeit" den ganzen Tag zur Verfügung zu stehen. Andererseits muss jemand all das verrichten, was trotzdem anfällt - sodass sich Frauen wieder mehr um Haushalt und Kinder kümmern "dürfen" nach Zeiten der Hoffnung, dass sich Männer hier mehr einbringen...