29.03.07

EADS auf der Nudelsuppe?

Glaubt man dem, was (wenige) PosterInnen auf den Webseiten der Tageszeitung zur Verteidigung der Rumpolds sagen, deren saftige Rechnungen für Eurofighter-Lobby wir hier zerpflücken, dann ist EADS auf gut österreichisch "auf der Nudlsuppn daherg'schwommen". Völlig naiv begab sich ein Riesenkonzern, der das grösste Passagierflugzeug der Welt herstellt (wenngleich mit Verzögerungen), vollkommen in die Hände der gefinkelten erfolgreichen Agentur "100% Communications" (Erika und Gernot Rumpold aus dem blauorangen Umfeld).

Wenn ahnungslosen TouristInnen in Wien schon mal vier Euro für einen dünnen, eigentlich gratis verteilten Stadtplan abgeknöpft werden, dann haben wir derlei einfach ein paar Nummern grösser, wie es einem grossen Konzern angemessen ist. 96.000 Euro pro Pressekonferenz seien bei ihr "üblich", meint Erika R. im Eurofighter-Ausschuss. Während ich mir den Kopf zerbreche, ob ich jemals über eine Presseveranstaltung gestolpert bin, die sich diesen Dimensionen annähert, klärt sich die Lage.

Es war ein relativ kurzer Termin am 17.7.2002 in der Wiener "Sky Bar", wo ich schon Pressekonferenzen, Hearings und Studienpräsentationen erlebte und kein Veranstalter mehr als ein paar Hundert Euro Rechnung hatte, obwohl die Location nicht gerade billig, aber am Vormittag eben keineswegs ausgelastet ist. EF-Vertreter Rauen musste eine Stunde nach dem anvisierten Beginn schon wieder woanders sein. Wer ohnehin für Lobbying und PR mehr als fürstlich bezahlt wird, verrechnet die Tätigkeiten um die PK sicher nicht extra. Was braucht es dann noch? Ein paar Kopien (vielleicht), Hochglanzmaterial und Give-aways (stellt vermutlich EF).

Kontakte zu Landeshauptleuten und MinisterInnen kosteten 120.000 bzw. 140.000 Euro (gabs für Erstere ein Sonderangebot?), obwohl EADS, anders als an Interviews interessierte JournalistInnen, ja "Gegengeschäfte" zu bieten hat. Von den Landeshauptleuten erinnert sich nur ein Ex genau und weiss, dass er Kaffee auf Kosten des Gastgebers servierte. Ein anderer ist sich nicht sicher, aber wenn, dann war es ein ganz kurzes Gespräch. Ein dritter lässt ausrichten, dass angerufen wurde, er ein Treffen aber ablehnte.

Dann haben wir eine Sicherheitskonferenz um wohlfeile 340.000 Euro, fast so günstig wie Limousine und Armani- oder Versacefummel, womit sich Frau E. R. gerne zeigt. "Topfachexperten" waren dabei, sagt sie dem Ausschuss. Was soll das denn sein? Entweder sind es Topexperten oder Fachleute, die Verdoppelung wirkt verräterisch, denn man hätte natürlich gerne Namen. Ich denke da an Sicherheitstagungen, die bspw. in der Diplomatischen Akademie stattfinden und wo ich das eine oder andere Mal auch zuhörte.

Da gibt's immer ein (bereits vorher Bekanntes und Bekanntgemachtes):
WELCHER TITEL?
WELCHE REFERENTEN/INNEN?
WELCHE TITEL DER VORTRÄGE?
WEBSEITE ZUR VERANSTALTUNG?
REGISTRIERUNG: TEL./MAIL/WEB?
WANN?
BEGINN?
ENDE?
WO?
EVENTUELLE TEILNAHMEGEBÜHR?
AN WEN GING DIE EINLADUNG? (SICHER AUCH AN MEDIEN)
BUFFET?

UND DANACH: TAGUNGSDOKUMENTATION & PRESSESPIEGEL!

Komisch nur, dass sich niemand an eine "Sicherheitskonferenz" erinnert, die mit "Topfachexperten" stattfand, deren Namen offenbar wie so vieles für Frau R. "Geschäftsgeheimnis" ist. Hier wird ja nicht der Pressesprecher von Partei xy gefragt, ob am 5. Mai 2002 eine Pressekonferenz war (was man vermutlich nicht so genau weiss, wenn man pro Woche für mehrere PKs zuständig ist).

Sicherheitskonferenzen gibt es, anders als Pressekonferenzen an sich, nicht wie Sand am Meer, in Österreich schon gar nicht. Vielleicht war Potemkin einer der "Topfachexperten" oder gar der Eröffnungsredner? Um 340.000 Euro kann man viele "normale" Sicherheitskonferenzen durchführen und, schätze ich mal, auch eine NATO-Sicherheitstagung sponsern.

Wir haben also - und das müssen wir annehmen, nachdem die Rumpolds all jene klagen, die "Fantasie"- oder "Scheingeschäfte" vermuten und gegen ihre Gegner auch zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen wollen - einen klassischen Fall von "auf der Nudlnsuppn dahergeschwommen". EADS hielt Österreich anscheinend für eine Bananenrepublik im hintersten Dschungel, wo alles ganz anders zugeht als beispielsweise an den Konzernstandorten Deutschland und Frankreich.

Dort konnte man, besonders mit Geschäften im Gepäck, ohne weiteres mit Politikern und Wirtschaftsvertretern reden, ohne dass die Euro-Tausender nur so strömen mussten. Auch ergaben Pressekonferenzen an Orten, die Eingeborene für diesen Zweck auswählen, keine exorbitant hohe Summe. Fast möchte man annehmen, die Landeshäuptlinge wurden EADS als finstere Kannibalenführer geschildert, denen man sich nur mit viel Fingerspitzengefühl und monatelangen Verhandlungen nähern kann.

Noch gefährlicher war die Mission nur in Wien, wo die Dörfer der Kannibalenhäuptlinge (Ministerien) relativ eng beieinanderliegen, sodass es wirklich schwer war, sich in einem um 200.000 Euro eingerichteten Büro mit einem Computer so lange zu verstecken, bis die Götter günstig gestimmt wurden. So gesehen ist es nur verständlich, wenn Frau R. schon mal 39.000 Euro pro Tag an Honorar erhielt und die Rumpolds zwischen März und Juni 2002 ein Honorar von 940.000 Euro verrechneten. Die Lobbying-Gespräche im Monat Juni 2002 sollen 384.000 Euro wert gewesen sein. Was heisst Gespräche, das war sicher auch so eine Hochrisikosache im tiefsten österreichischen Dschungel, wo Fremde auf einheimische, wenngleich teure FührerInnen angewiesen sind...

PS: Wer 100% Communications nun per Telefonbuch oder Web sucht, wird nicht viel Glück haben.


PPS: Weiterer Ceiberweiber Text: die 96.000 Euro-Pressekonferenz, fein säuberlich in ihre Bestandteile zerlegt :-)

27.03.07

Gedanken im Burggarten....

Bevor mich jetzt jemand furchtbar beneidet, dass ich an einem wunderschönen Nachmittag ein wenig im Burggarten gesessen bin und gelesen habe: vorher stand, wie auch an den meisten anderen Tagen in den letzten Wochen, bis weit nach Mitternacht am Computer sitzen. Zwar sollte ich bereits etwa die Hälfte der "alten" CeiberWeiber-Seite gesichtet haben - aber da steht mir eben noch die andere Hälfte bevor :-)

Und die "neu" will auch wachsen und darf nicht verwaisen, ergo siehts dann so aus: man ein paar Sachen für die "neue", mal ein paar Dateien der "alten" durchchecken und mit reduziertem Design ins Netz stellen, sofern sie für dauerhaft gut befunden werden. Das neue System bedingt, dass wir genau nachvollziehen können, welche Artikel sofort sehr gefragt sind - Sieger von gestern & heute ist eindeutig der offene Brief deutscher Persönlichkeiten an EU-Ratspräsidentin Angela Merkel wegen des drohenden Krieges gegen den Iran.

Direkt darunter ist eine Meldung, die das Herz vieler Gewaltopfer höher schlagen lassen sollte, da Justizministerin Maria Berger einiges vorhat, das die Stellung der Opfer stärkt und ihnen mehr Hilfe zugute kommen lässt. Aber wie gesagt, der mögliche Iran-Krieg ist unser Spitzenreiter. Ist ja auch wichtig und ein gutes Zeichen, dass es so viele bewegt.... Nur sind halt Gewaltopfer oder Gender Budgeting Themen, die in einem Frauen-Webmagazin besonders wichtig sind. Und wenn wir beim Budget sind: die Grünen fordern Frauenministerin Doris Bures, die ab 2009 nur mehr gegenderte Staatshaushalte haben will, dem Doppelbudget 2007/2008, das diese Woche dem Parlament vorgelegt wird, die Zustimmung zu verweigern.

An der "deutschen Skandalrichterin", wie der Boulevard gerne schreibt, können wir auch nicht vorbei, da gerne der Blick auf "nichtmuslimische" Gewalt gegen Frauen verstellt wird. Selbst Alice Schwarzer dient der Sache der Frauen nicht wirklich, wenn sie eine "Unterwanderung" des Rechtssystems vermutet, nur weil eine Richterin so zynisch ist zu meinen, eine Frau müsse wissen, worauf sie sich einlässt, wenn sie einen Muslim heiratet (Koran erlaube Züchtigung usw., es gibt auch ganz andere Koranstellen...).

Islam oder Patriarchat? ist daher die logische Frage, und im Burggarten fiel mir ein, welche Konsequenzen frau noch aus der richterlichen Logik ziehen kann: da etwa 20% aller Frauen Gewalt in Beziehungen erfahren, muss doch endlich auf jedem Standesamt und in jeder Kirche eine Warnung aushängen: ACHTUNG, EINE BEZIEHUNG ZU EINEM MANN KANN IHRE SEELISCHE UND KÖRPERLICHE GESUNDHEIT GEFÄHRDEN! Da viele Paare ohne Trauschein zusammen sind, muss derlei auch in Lokalen und am Arbeitsplatz und überall, wo Mann und Frau sich begegnen angeschlagen sein.

Absurd? Mag sein, aber das entspricht der Haltung der Rechtssprecherin, dass das Opfer an Gewalt schuld ist, weil es ja nicht eine Beziehung mit einem potentiellen Täter hätte eingehen müssen. In Wahrheit müssen Gerichte (und Polizei und andere Stellen) die garantierten Menschenrechte einer Frau wahren, zu denen auch gehört, körperlich unversehrt zu bleiben. Und den Aufenthaltsort, den Beruf, die Familie frei zu wählen, sich frei zu bewegen, das Postgeheimnis gewahrt zu haben, den eigenen Besitz unangetastet, nicht eingeschüchtert und bedroht zu werden - um nur ein paar der Gesetzesverletzungen aufzuzählen, derer sich Gewalttäter schuldig machen (in kulturübergreifender Männersolidarität Nichtmuslime ebenso wie Muslime).

Von wegen dummer Richter(innen) sprüche ist es auch wahrlich nicht notwendig, "Unterwanderung" an die Wand zu malen. Wir kennen es doch alle, aus der Praxis nichtmuslimischer Richter (innen) im Umgang mit nichtmuslimischen Opfern und nichtmuslimischen Tätern. Gerne wird entschuldigt und verharmlost, was auch Medien vorzeigen, in dem sie oft passive Formulierungen anwenden, als habe ein Täter keine Entscheidungsfreiheit über seine Handlungen. Da wird einer Frau schon mal abgesprochen, dass Vergewaltigung schlimm für sie sein kann, weil sie kein "behütetes Bürgertöchterl" ist, das es anscheinend in den Fantasien von Rechts-Herren gibt (die sicher ganz klassische Rollenteilung daheim haben).

Ansonsten verlinke ich gerne zu den Texten und Seiten anderer, aber momentan wärs heavy, auch noch nach Empfehlenswertem zu suchen, also sorry :-) Bei uns ist noch z.B. erwähnenswert eine Story über Europäerinnen, die im 19. Jahrhundert (und teils davor) in den Orient reisten. Dies erforderte Wagemut, da auch viele Männer vom Orient fasziniert waren, ihn aber doch nie selbst sahen (naja, auch eine Frage von Geld und Möglichkeiten - die meisten Menschen mussten sich recht und schlecht über die Runden bringen....). Wir beschreiben Mary Eliza Rogers, die ihren Bruder nach Palästina begleitete und sowohl die Männer- als auch die Frauenwelt kennenlernte, Elizabeth Craven, die auf eigene Faust in die Türkei und weiter reiste (was viele Männer kaum glauben konnten).

Weiters Lady Hester Stanhope, die den Libanon einem behüteten Leben in England vorzog, Mary Wortley Montagu, die ein paar Jahre in der Türkei verbrachte und die Pockenimpfung nach England brachte, und Lady Anne Blunt, die Tochter von "Computerpionierin" Ada Lovelace. Zugleich erschien übrigens ein Porträt Lady Annes in der Zeitschrift "Cavallo", das die Fachjournalistin Betty Finke vom "Araber Journal" insofern erstaunte, als die Redakteurin wollte, dass sie es erst durchcheckt, ehe es veröffentlicht wird.

Lady Annes Mutter wird (nicht nur in diesem Artikel) gerne zugunsten des Grossvaters Lord Byron unterschlagen, der seit 13 Jahren tot war, als sie geboren wurde. "Cavallo" (wo das Bild eines Hengstes der Lady Anne schon mal zur Stute wird :-) zufolge war Lady Anne einfach der "Damenkränzchen" müde und wollte in den Orient, auch Fehlgeburten riskierend und ihr einziges überlebendes Kind einer Amme überlassend. Tatsächlich kann sich eine Frau, die mehrere Sprachen spricht, sich arabisch beibringt, virtuos Geige spielt, malt und schreibt, wohl nicht allzu sehr bei Damenkränzchen gelangweilt haben, da ja Fähigkeiten auch Zeit zum Entwickeln brauchen.

Fehlgeburten erlitten auch andere, der Tod von Säuglingen wenige Tage nach der Geburt war häufiger als heute, und Ammen waren durchaus eine Möglichkeit (zumal auch deswegen gereist wird, weil Ehemann Wilfrid an Tuberkulose erkrankt war und damals südlichere Gefilde als Allheilmittel galten). Für "Cavallo" blieb Lady Anne einfach im Orient nach ihrer Reise von 1878 (so eine Gefühlskälte gegenüber der Family daheim in England!), obwohl sie erst nach der Scheidung 1906 vor allem in einem Gut bei Kairo lebte, das die Blunts in den 188er Jahren kauften. Lady Anne war immerhin die erste Europäerin, die den Nejd bereiste, Zentralarabien, wo zahlreiche (Männer-) Expeditionen zuvor gerade mit heiler Haut davonkamen oder verdursteten oder von Beduinen attackiert und zum Teil getötet wurden...

& was es sonst so Neues bei den Ceiberweibern gibt: selber entdecken :-)

23.03.07

Seite Nr.1120....

Immerhin geht einiges weiter bei der CeiberWeiber-Seite, allerdings immer noch "doppelgleisig". D.h. ich "füttere" die neue Seite mit Material und ackere mich durch die alte durch. Bin da bei Seite Nr.1120, die entweder bleibt - gelöscht - übernommen wird. Da klingt gut, aber ein Ende ist noch nicht in Sicht :-)

Drum krieg ich so am Rande mit, was jenseits des Mac passiert. Dass es wieder kälter wurde, ist mir allerdings nicht entgangen - so ist es weniger schlimm, die ganze Zeit an den Seiten zu arbeiten und gerade mal Einkaufen zu gehen.

Aber ein bisserl was hab ich schon aufgeschnappt:

DIE SELTSAME DEUTSCHE RICHTERIN - eine Marokkanerin hat weniger Recht auf Schutz vor Gewalt durch deutsche Gerichte, weil Gewalt offenbar aus Sicht dieser Rechts (b?) precherin kulturell bedingt für eine Muslima nicht so schlimm ist? Gibt es zwei Grundgesetze, je nach Religion und Hautfarbe?

Alice Schwarzer vermutet hier gleich eine Unterwanderung der Gerichtsbarkeit durch den radikalen Islam - dabei kann es auch ganz einfach der übliche Chauvinismus gegenüber weiblichen Gewaltopfern sein, der gerade in der RichterInnenschaft nach wie vor verbreitet ist. es ist der gleiche Geist, in dem einer Prostituierten schon mal unterstellt wird, Vergewaltigung sei weniger tragisch für sie.

Dazu braucht es keine Fundi-Mullahs mit finsterem Blick und Rauschebärten, es genügen jahrzehntealte Überzeugungen, vor denen eben auch Frauen nicht gefeit sind. Zumal sich RichterInnen ja allenfalls freiwillig mit häuslicher Gewalt befassen, meist aber ihren "Hausverstand" einsetzen, der patriarchal geprägt ist.

In Wien werden (Kunsthalle) Bilder von Opfern der "RAF" ausgestellt und Bettina Röhl, die Tochter Ulrike Meinhofs, las aus einem Buch. Dazu wird heftig kommentiert (ob man denn Opferfotos irgendwie als Kunst zur Schau stellen kann und so) sowohl von JournalistInnen als auch von UserInnen auf den Webseiten der Zeitungen.

Ich las vor ein paar Jahren, was Bettina Röhl gegen Joschka Fischer schrieb, gegen den sie eine regelrechte Kampagne lancierte. Freilich kommt mir seine Zeit als "Sponti" nicht ganz koscher vor, aber Röhls Angriffe sind es erst recht nicht gewesen. Alles klang wirr und konfus und zeugte von wenig Talent als Autorin oder einem Übewältigtsein von Gefühlen (was aber hat die Jugend Fischers mit der Tatsache zu tun, dass Ulrike Meinhof die Mutter von Bettina Röhl war?).

Das Ganze passt aber gut zur Aufregung um "islamische Terrorgefahr" und das angebliche Supermastermind Khalid Sheikh Mohammed, kurz KSM. Ein bisschen wagen es auch hiesige Kommentatoren, an diesem allzu bereitwillig servierten Sündenbock zu zweifeln, der, wenn man ihn denn liesse, wohl auch die Ermordung von John F. Kennedy gestehen würde (auch wenn er da wahrscheinlich noch nicht mal auf der Welt war). Aber eben nur ein BISSCHEN.

Damit gebe ich mich nicht ab, sondern sage schlicht BULLSHIT! Mehr ist diese Gesteherei nicht und mehr gibt es dazu eigentlich auch nicht zu sagen. Zur "RAF" wäre, da man sich Parallelen zu heutigem Terror denken kann und soll, noch anzumerken, dass der deutsche Verfassungsschutz von Anfang an bei der Radikalisierung der linken Szene mitmischte. Und, welch Wunder, auch bei der NPD, zu der manche drifteten, die sich einst so extrem links gebärdeten (wie der Vater von Bettina Röhl oder Ex-"RAF"-Anwalt Horst Mahler).

Manchen wird ja auch aufgefallen sein, dass die "RAF" gerade jenen Anliegen immer am meisten schadete, die sie doch angeblich durchsetzen wollte. Was sie übrigens mit den Roten Brigaden verbindet, die auch immer wieder herhalten mussten, wenn es galt, ganz anderen als linken Kreisen unliebsame Personen loszuwerden oder Bewegungen zu diskreditieren.

UND WAS GIBTS NEUES BEI DEN CEIBERWEIBERN?

Viennas Lost Daughters kommt jetzt in die Kinos und erzählt die Geschichte von acht Frauen, die als Mädchen aus Wien flüchten mussten, mit Kindertransporten, und die sich dann in New York ein neues Leben aufbauten.

Sophia Schliemann führte ein etwas anderes Leben, als dies im Film "Der geheimnisvolle Schatz von Troja" suggeriert wird. Ist zwar nett, sie als gleichberechtigte Partnerin von Heinrich Schliemann zu zeigen, die aktiv ausgräbt, stimmt so aber nicht. Zu den Troia-Zeiten war sie gerade Mutter geworden und leitete erst später in Mykene Grabungen....

Tierkommunikation ist ein umstrittenes Thema - die einen konsultieren (meist) Frauen, die (angeblich) telepathisch mit Haustieren in Verbindung treten, die anderen halten es für Humbug. Manche sind etwas skeptisch, probieren es aber trotzdem aus und fragen schon mal eine Kommunikatorin um Rat, wenn ein Tier verschwindet (zu dieser Gruppe gehöre ich). Auch im Artikel: Interview mit einer Tierkommunikatorin in Wien.

15.03.07

WIR SIND NEU!!!

Uff, geschafft, die Ceiberweiber sind neu, früher als geplant. Gestern wurde umgestellt dh zeitweise erschien gar nix, dann die neue Seite. Vieles musste gecheckt werden: neuer Server, Änderungen bei Mailaccounts (zum Glück hab ich auch eine chello-Adresse, an die frau Änderungen der Ceiberweiber-Adressen schicken kann, wenn bei diesen nix mehr geht :-). Dann stellte sich heraus, dass Änderungen bei der alten Seite, die ich vornehme, auf meinem Rechner nicht dargestellt werden.

Frustrierend, sowas, träum' ich oder wach' ich, das hab' ich doch grad ausgetauscht (ja, überall sonst sieht man das auch). Auch dieses Problem ist mittlerweile gelöst, sodass auf mich wartet, noch etwa zwei Drittel der alten Seite auf "Weiterzubehaltendes" durchzuchecken. Wenn frau's nicht übertreibt, Sache von ein paar Wochen, vielleicht auch zwei Monaten (schliesslich soll auf der neuen Seite ja auch was passieren :-). Also Leute, lest, gebt Feedback, abonniert unseren Newsletter (muss man/frau selber machen, Bestätigungsmail und so).

Das Ganze lief auch meinerseits etwas gehandicapt ab, durchaus im Wortsinn: linke Hand durch panische Katze verletzt, Kralle im Bereich des Handgelenks (das tut so weh wie es klingt!). Dank Desinfektion etc. nichts Ernsthaftes, ausser dass es wehtat und dass ich zeitweise kaum etwas links halten oder angreifen konnte. Und man/frau nenne mir aus dem Stand 10 Alltagsdinge, die einhändig gehen (Anziehen? Teewasser warm machen? Putzen? Und, besondere Herausforderung: Katzenfutterdosen öffnen und etwas mit dem Messer in einen Napf geben?!).

Einigermassen ging an der Seite basteln, sofern es Copy and Paste war und ich nicht allzu oft mehrmals nicht ganz nah beineinanderliegende Tasten links brauchte. Bin aber noch gut dran mit temporären Schwierigkeiten: beim Schriftsteller Josef Haslinger sind seit dem Tsumani 2004, wo er sich befreien musste, die Sehnen der linken Hand nicht mehr intakt, sodass er nur mehr Kleinschreiben kann. Wie er sich sonst so im Alltag tut, kann ich nur erahnen....

Als ich dann noch einen Frauentagsbericht machen wollte (Fest im ega, traditionellerweise immer am Samstag danach), jammerte Kater Athos, als sei er sterbenskrank. Ich war in Panik, wollte mir ansehen, was offenkundig seine Verletzung war, ein Kratzer am Kinn, vielleicht selbst beigebracht, da nicht alle Zecken sein Floh-Zeckenband respektieren. Irgendwie schaffte ich es, mit einem Tuch und Desinfektionsmittelchen drüberzustreichen - dann entwischte er, weil das sicher wehtut (Katzen haben ja ein empfindliches Kinn). Wamm! knallte er dabei auch gegen die Hand, aber nach dem ersten Schreck gab ich ihm etwas Rescue, damit er sich beruhigt.

Frauentag im ega war gegessen, das, wo ich unbedingt dabei sein wollte (Bures und Frauenberger, Ministerin und Frauenstadträtin) hatte bereits begonnen, als Kater und ich uns beruhigt hatten. Am nächsten Tag legte er sich lange in die Sonne, dachte schon, der hat wirklich ernstlich was. Tatsächlich hatte er, was ich gleich feststellte (und nichts Schlimmeres), aber er ist auch sonst so mitteilsam, dass Schmerzen natürlich auch mit Jammern, Wimmern und sterbendem Schwan kundgetan werden. Mir fiel klarerweise ein ganzes Bündel Steine vom Herzen (zuvor erinnerte ich mich schon an meine letzten Erfahrungen mit Tierärtzenotdienst - da telefonierst du eine Weile, bis du eine/n findest, die/der nicht nur angeblich, sondern auch tatsächlich Notdienst haben und nicht am anderen Ende von Wien sind).

Somit stand der Ceiberweiber-Umstellung (auch dank erholter Hand) nichts mehr im Wege, und nun ist sie da. Was sonst so vorgeht, krieg ich natürlich am Rande mit. Da war z.B. eine absurde Terrordrohung wegen ganzer VIER Bundesheermänner in Afghanistan. Der "Report" hatte vorgestern (bevor ich wegzappte) einen Typen in der Sendung, der angeblich einer Art Internetfraktion von Al Qaida angehört. Nach Mumienart in ein PLO-Tuch verpackt sah er eher aus wie der Letztplatzierte beim Faschingskostüm-Wettbewerb.

Achja, nun haben sie endlich nach sechseinhalb Jahren ein Mastermind für 9/11 und alles andere, nach dem Motto "nur her damit, ich gestehe alles" (unter Folter und so?), Khalid Sheikh Mohammed, längst etabliert mit dem Kürzel KSM. Jene, die sich kritisch mit den offiziellen Versionen diverser Anschläge befassen, erinnern sich, dass KSM schon mehrmals aus der Mottenkiste gezerrt wurde (natürlich nur virtuell, denn autorisierte Interviews oder Gerichtsverhandlungen gab es nicht). Was er da verriet, war so vage, dass jede Person, die durchschnittliches Interesse etwa an 9/11 hatte oder Loose Change gesehen hat, mehr darüber wusste als einer der "Drahtzieher".

Vor ein paar Jahren hat man den Kerl unter übrigens eher seltsamen Umständen (so halb freiwillig) in Pakistan geschnappt. Aussagen von ihm gab es freilich nicht, auch um den Preis nicht, dass deutsche "Terrorverdächtige" dann (zunächst) freigesprochen wurden, da ja der wichtige Zeuge nichts beitrug. UND DAS FALLT IHM ERST JETZT EIN? ist daher mein einziger Kommentar zu den sagenhaften Geständnissen von "KSM", die beispielsweise der ORF stolz meldet, untermalt mit einem alten KSM-Foto und Aufnahmen von den getroffenen WTC-Türmen.

Wobei: selbst wenn es ihm erst jetzt einfällt (und wir sowas glauben sollen, nachdem er bald vier Jahre in einem Geheimgefängnis verschwunden war), kann er hoffentlich all die 9/11-Ungereimheiten erklären. Etwa, welchen Sprengstoff die im WTC platziert haben, wie man an so ein Zeug kommt, das verdammt thermonuklear aussieht (man sehe sich Sequenzen an, bei denen pyroklastischer Strom an der Spitze der Türme entsteht, der ansonsten Vulkanausbrüchen und unterirdischen Atomwaffentests zugeordnet wird, ganz sicher aber nicht normalem Gebäudeeinsturz mit und ohne Flugzeug oder auch nur einer normalen Sprengung).

Dann haben wir da noch den Klimawandel: es verheisst nichts Gutes, wenn in "News" Promis sagen, was sie angeblich dagegen tun, wie sie mit gutem Beispiel vorangehen wollen. Und wenn überall (inklusive natürlich "Österreich") Tipps auftauchen, wie man Emissionen sparen kann. Das Einfachste wird kurz erwähnt: die Belastung durch Autofahrten. Der Rechnung von "Österreich" nach erspare ich der Umwelt 365 x 1800 g CO2, da ich an keinem Tag im Jahr mit dem Auto fahre. Dafür kann ich dann ruhig (berufsbedingt) länger als eine Stunde pro Tag im Internet sein.

Nunja, und ehrlicherweise ist auch nicht jedes Gerät bei mir das Allerneueste, besonders der aus dem Jahr 1994 stammende Fernseher könnte klimatechnisch pfui sein. Allerdings: die Produktion neuer Geräte braucht Energie, detto ihr Transport und die Entsorgung der alten Geräte. Somit beschleicht mich der Verdacht, dass es vor allem um einen Konsumhype geht: alles ersetzen, ohne Rücksicht darauf, was die Produktion von Neuem und die Entsorgung von Altem finanziell und klimamässig kostet.

Das spielt natürlich immer nur am Rande eine Rolle: wir tun am meisten für die Umwelt und für das Klima, wenn wir uns im Wesentlichen mit dem begnügen, was wir haben (und wenn wir etwas ersetzen müssen, dann durch Hochwertiges, das nicht billig irgendwo produziert wird und dann um die halbe Welt reist. Gilt auch für Kleidung.). Und wenn wir das essen, was nicht weit von uns entfernt wächst - und naturnah "produziert" wird (muss ich erwähnen, dass wir weniger Fleisch und Fisch essen sollten?).

07.03.07

Morgen ist Frauentag!

Morgen ist sozialistischer Muttertag... äh internationaler Frauentag, Scherz beiseite. Wahr ist aber, dass dieser Tag in ehemals kommunistischen Ländern so begangen wurde, dass Frauen am Arbeitsplatz von ihren Kollegen mit Kaffee, Kuchen und Blumen verwöhnt wurden. Bei uns ist es eher eine Sache unter Frauen, auch wenn es beispielsweise kostenlose Ausstellungsbesuche oder 33% Rabatte in der Grazer Frauenbuchhandlung gibt.

Üblicherweise führen die CeiberWeiber einen umfassenden Terminkalender, wo so ziemlich alles steht, das österreichweit am 8. März und davor / danach stattfindet. Diesmal wird einiges angekündigt und den Rest überlasse ich der APA. Dort sieht frau auch schön, welche Entwicklung der Frauentag inzwischen genommen hat: alle Politikerinnen, die nicht hoffnungslos von gestern sein wollen, überlegen sich etwas dazu oder absolvieren umfangreiche spezielle Besuchsprogramme an den Arbeitsplätzen von Frauen, diskutieren mit Frauen.

Auch verteilenderweise trifft frau diese Gruppe von Geschlechtsgenossinnen überall an - die einen wenden sich gegen Einkommensunterschiede, andere gegen FGM. Auch hier bietet die APA Aufschluss, wem frau übern Weg laufen möchte (oder was sie doch nicht so spannend findet). Mich wird's auf jeden Fall beim Frauenpfad geben, der Rathaus - Parlament - Frauenministerium - Bundeskanzleramt verbindet, eine nette Idee. Danach wird es, als traditionellen Frauentagsbericht, die wahrscheinlich letzte Story des alten CeiberWeiber-Designs geben (weil der Umstieg unmittelbar bevorsteht und dies Aufwand genug ist; da muss frau nicht auch noch wochenlang Texte doppelt ins Netz stellen :-).

Mittlerweile lichtet sich die "alte Seite" - naja, es sind immer noch massenweise Dateien drauf, aber viele wurden schon bearbeitet oder ins neue System überspielt oder gelöscht. Es ist auch spannend, die eigene Seite so neu kennenzulernen: mir war bspw. nicht bewußt, dass wir eigentlich sehr viel Internationales hatten, uns immer bemühten, Frauen aus anderen Ländern zu sprechen, von Veranstaltungen zu berichten oder bei Auslandsaufenthalten auch Geschichten mitzubringen. Vielfach waren / sind wir Zeitzeuginnen, etwa der "Wende", was sich in einem Archivteil "Schwarzblau" widerspiegeln wird. Entwicklungen von AkteurInnen lassen sich auch über unsere Artikel verfolgen, ebenso, wie welche Themen plötzlich relevant werden, wer wofür oder wogegen mobilisiert wird bzw. welche Stimmungen allgemein enstehen...

PS für Neugierige: Schwarzblau wird hier archiviert - allerdings sind da bei weitem noch nicht alle Seiten verlinkt, die aufgenommen werden :-)

02.03.07

Was dürfen Medien?

Kaum hatte er den Hörer aufgelegt, pinkelte er sich in die Hose und gab wie ein begossener Pudel auf. Mittlerweile lacht ganz Europa über den Bankräuber, der sich beim Interview mit ei- ner Zeitung in die Hose macht. Wolfgang Fellner in "Österreich", zitiert nach Günter Traxler im "Standard"

So ganz spurlos geht auch an einer eifrig arbeitenden "Einsiedlerin" nicht vorüber, was rundum so alles los ist. Hätte ich nicht die Seitenumstellung (Nr.367 war die zuletzt geprüfte / übernommene / weggeworfene CeiberWeiber-Seite, dh es stehen noch ca. 2000 an), wäre ich vielleicht am Nachmittag des 27. Februar in der Wiener Mariahilferstrasse gewesen. Mithin wäre ich am Szenario vorbeigekommen, das laut "Österreich" tags darauf a) hunderte b) tausende Schaulustige anzog (Wahrscheinlicheres bitte ankreuzen) und dutzende Medienleute ebenso. "Was is da los?" hätte ich sicher gefragt, mein Rad vorbeischiebend, wäre sicher ein bisserl stehengeblieben, aber dann weitergegangen.

Was hätte ich dort auch verloren, soll ich auch "schaulustig" sein? Journalistischen Auftrag hätte ich nicht verspürt, wobei ich es mir ja leichtmachen kann, da ich mit Chronik oder Lokalressort nichts zu tun habe. Fotos zu machen (sofern ich die Kamera mithätte) wäre mir auch irgendwie voyeuristisch vorgekommen, als Teilhabe am Leiden anderer, der Geiseln nämlich. Nunja, die Bilder von den Herumstehenden (hunderten? tausenden?) hätte ich zur moralischen Entrüstung verwenden können und selber gerade nur so lange bleiben, dass mein Verhalten nicht auch als Herumstehen bezeichnet werden kann.

Beim Standard ist im Medien-Teil eine heftige Diskussion entbrannt (besonders unter den UserInnen), was Journalismus darf und ob nicht alle Schuld der Polizei zuzuschieben ist. Das klingt ohne weitere Erklärung merkwürdig, außer man weiss, warum die Wogen so hochgehen: "Österreich" blieb es vorbehalten, längst geächtetes Reporterverhalten zu imitieren, obwohl seit Gladbeck in Deutschland 1988 allgemein bekannt ist, dass Journalisten Geiselnehmer nicht kontaktieren sollen. Damals löste gerade die mediale Einmischung eine Dynamik aus, der eine weibliche Geisel zum Opfer fiel.

"Österreich" rief gezielt in der BAWAG-Filiale in der Mariahilferstrasse an, zu der die Polizei die Telefonverbindungen nicht gekappt hatte, weil dies ja auch die Möglichkeit beinhaltet, mit dem Geiselnehmer zu verhandeln. (Übrigens riefen auch ahnungslose Bankkunden an, die erst aus den Medien erfuhren, was ablief.) Stolz brachte man das Gespräch mit dem Geiselnehmer auf der Webseite, um es wieder zu entfernen, als sich herausstellte, dass der vermeintliche journalistische Triumph Kritik von allen Seiten und eventuell ein Strafverfahren mit sich bringt. Im Blog von Peter Hörmannseder kann man noch nachlesen, wie dieses Telefonat verlief.

Weitere Kritik gibt's im beliebten "Das Österreich-Blog", wo die Fauxpas der besten Zeitung mit den besten RedakteurInnen gesammelt und zerpflückt werden. Irgendwie muss man schon ziemlich gaga sein (oder verzweifelt auf der Suche nach der Sensation, mit der man anderen Medien eine Nasenlänge voraus ist), um einen Geiselnehmer anzurufen. Es sollte Allgemeinwissen sein, dass man Kontakte der Polizei überlässt, die dafür geschult ist und alles vermeidet, was einen Täter provozieren kann, die Gefahrenabschätzung macht. Redakteur Arpad Hagyo hat zwar mal einen Kurs in Konfliktmanagement besucht, damit hat es sich aber auch schon. Er würde es nicht wieder so machen, sagt er u.a. im Interview mit DATUM, aber wegen der Reaktionen darauf.

Ein Bild wollte er sich machen, wie es da drinnen wohl zugeht, was das Österreich-Blog zur Frage veranlaßt, ob Journalisten in Zukunft in Abu Ghraib anrufen, um sich schlau zu machen. "Exklusiv: Täter am Telefon" titelte "Österreich" am 28.2. und zeigt den Mann im vollen DIN A-4 Format. "Er gab auf, weil er nicht aufs Klo durfte" ist eine weitere Titelschlagzeile mit Pfeil auf die nasse Stelle an der Hose. Vielleicht ist ihm ja einer abgegangen? "Täter im Interview" ist der zweite Hinweis darauf, dass (nur) Österreich mit ihm sprach. Auch die Geiseln kommen zu Wort, nach deren Einschätzung (in anderen Medien erwähnt) gerade der Anruf von Österreich ein besonders kritischer Moment war.

Gestern (als ich noch Küchenrolle, Milch, Salat etc. vorrätig hatte :-) war mein nur Computer-Tag, von wegen emsig an den Seiten arbeiten. So entging mir, was dankenswerterweise Leserin Judith mailte: "Österreich" schrieb nämlich am 1.3., dass die Freundin des Täters schuld trage, sie war "sein Untergang": Ich wurde heute von anderen Frauen in der Arbeit auf den in der Tageszeitung Österreich verfassten Artikel Geisel-Drama "Freundin war sein Untergang", der sich mit dem kürzlich verübten Banküberfall mit Geiselnahme befasst, hingewiesen. Diese Artikel ist zutiefst FRAUENFEINDLICH, und ist auch mit viel Toleranz betrachtet, in keinster Weise zu akzeptieren.

Der Frau wird nicht nur vorgeworfen, am Abrutsch ihres Ex-Freundes schuldig zu sein, es wird sich zusätzlich noch über ihren Beruf, und ihre optische Erscheinung in impertinenter Weise geäußert. Der Täter, der ja ohnedies bereits lange zuvor mehrmalig straffällig geworden ist, wird hauptsächlich als Opfer dargestellt, das ja „ gar keine andere Chance hatte, bei dieser Frau.“ Der Artikel implementiert, dass Kriminalität, Spiel- und Alkoholsucht, die Schuld der Frau sind.

Täglich werden Frauen von ihren Freunden mit Kind und Kegel sitzen gelassen, belogen, betrogen und misshandelt, ohne in der Folge einen Banküberfall zu begehen. Man fragt sich vor allem, weswegen die Tageszeitung die Frau anprangert. Wegen ihres Übergewichts, oder wegen ihres Berufes, oder weil sie sich erlaubt fortzugehen, anstatt hinter dem Herd zu stehen ??

Ich weiß nicht wo man anfangen soll, diesen Artikel zu kritisieren. Ich bitte Sie höflichst, selbst nachzulesen, und sollten sie meine Meinung teilen, soweit es ihnen möglich ist, Schritte einzuleiten. Ich finde ein derartig frauenfeindlicher Artikel hat in einer Tageszeitung nichts verloren. Schlimm genug, das einige Personen dies gut heißen, da er sonst nie gedruckt worden wäre.

Liebe Judith, nochmals vielen Dank - ein eingeleiteter Schritt ist, das Ganze zu kritisieren und diese nette Zuschrift zu veröffentlichen, der ich voll zustimme. Judith war auch so lieb, den "Österreich"-Text anzuhängen, den ich hier reinstelle (es gibt zwar einen Link dazu, aber "Österreich" tendiert gerade in der Geiselnehmer-Sache dazu, Texte schnell wieder zu entfernen): Nach wie vor ist das Geiseldrama Tagesgespräch. Jetzt wird das Motiv von Günther B. immer klarer. Familie und Bekannte äußern sich. Er wollte Aufmerksamkeit und Hilfe, der gelernte Maler war depressiv und hatte nicht geschlafen. In der Nacht davor war der 39-Jährige, dem auch die Ermittler eine schwere Lebenskrise attestieren, mit seinem jüngeren Bruder Robert unterwegs gewesen.

In einem Bordell zechten sie bis in die Morgenstunden, dann verließ er ihn, kaufte sich in einem Laden eine Spielzeugpistole, die täuschend echt aussah. Es folgte der ultimative Showdown. "Heute könnt’ Ihr was erleben", herrschte Günther B. die Bawag-Angstellten an. Der Rest ist bekannt. Auch, dass die Tat mit seiner Ex-Freundin zu tun haben muss.
Nicht bekannt ist, wie sehr ihn der Bruch mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Michaela aus der Bahn geworfen hat – und welchen negativen Einfluss sie auf ihn ausgeübt haben soll. "Die ganze Familie war gegen die Michi. Sie war sein Untergang", ist sein zweiter Bruder Andreas B. überzeugt. Die Floridsdorferin hatte 130 Kilo – Günther B. hat eine Affinität für Übergewichtige – und arbeitete für eineHandy-Service-Hotline.

Die Frau dürfte eine ausgeprägten Neigung zum Fortgehen, zu Discos und zum Geldausgeben haben. Günther B. zerrann das Bare zwischen den Fingern, obwohl er sogar dreimal einen Toto-Zwölfer hatte. Er begann zu Spielen, hörte auf zu Sporteln, fing zu trinken und zu rauchen an. Dann nahm Michaela in kürzester Zeit 30 Kilo ab, ließ sich sogar den Magen abbinden, sie entfernte sich immer mehr und verließ ihn für einen anderen. Jetzt wurde der von Bekannten als zuvorkommend und hilfsbereit beschriebene Mensch zusehends introvertierter.

Und als Michaela ihm kürzlich ihre neuen Freund vorstellte, explodierte die in ihm tickende Zeitbombe.
Die in Günther B. schlummernde Gewaltbereitschaft kam wieder zum Vorschein: Wie bekannt wurde, hatte er als 19-Jähriger in Meidling ein Pelzgeschäft überfallen (42 Monate Haft), in den 90er-Jahren schoss er in der Nord­rand-Siedlung zwei Tage vor dem Jahreswechsel mit Silvesterknallern – die Polizei kam, Günther B. ließ sich nicht verhaften und leistete handfesten Widerstand: 10 Monate Haft. Wie viel wird er für den Geisel-Coup ausfassen?

Bleibt anzumerken: wenn ER sein Leben nicht auf die Reihe kriegt, SIE aber schon, ist SIE daran schuld. SIE schafft offenbar sogar, das einzige "Laster" Essen zu reduzieren, um abzunehmen, während ER sich "Laster" zulegt, raucht, spielt und trinkt. SIE hat einen Job trotz Fortgehen als Hobby, ER geht aus und hat keinen Job. Trotz der in ihm schlummernden Gewaltbereitschaft ist SIE schuld, dass die in ihm tickende Zeitbombe explodierte. Das Zauberwort ist IN IHM, nicht IN IHR.

Aber das passt zum passiven, entschuldigenden Stil, den auch Medien mit höheren journalistischen Ansprüchen oft an den Tag legen. Ich erinnere mich z.B. daran, dass ein Mann, der beinahe zum zweiten Mal eine Frau ermordet hätte, nicht nur von Österreich damit entschuldigt wurde, dass bei ihm halt Zeltfeste und Alkohol eine fatale Kombination darstellten. Jede passive Formulierung spricht aber Gewalttäter von der Verantwortung für ihr eigenes Handeln frei und delegiert die Entscheidung auf Umstände außerhalb der Person, die als Einzige entscheiden kann, was sie tut....

PS zu "Österreich": die sind schon unter Druck, einen Coup zu landen, lagen sie doch so oft falsch. Wenn's nach dem Fellner-Blatt geht, ist Karl Heinz Grasser Vizekanzler (dh eigentlich Kanzler, denn der Wahlsieg der ÖVP wurde als sicher vorhergesagt) und Alexander Van der Bellen Mitte Oktober zurückgetreten. Und Eva Herman, die Heimchen-am-Herd-Predigerin, hätte längst einen Trend gesetzt (sie selber hält sich am allerwenigsten an das, wonach sich andere Frauen richten sollen und hat kürzlich zwei Bücher veröffentlicht). Vielleicht sollten wir "Österreich" aber in Sachen "Geiseldrama" wirklich dankbar sein. Nicht, weil so die Welt erfahren hatte, dass der Geiselnehmer Pipi musste, die Klos in der Bank aber (Cerberus-Sparmaßnahmen?) versperrt waren. Sondern, weil er sich vor einem unfreiwilligen "Österreich"-Abo auf Lebenszeit nur in den Häfen zu retten wusste. Was sollte ein Arbeitsloser mit tausenden aufgedrängten iPods und Vignetten anfangen? Bei Ebay versteigern fiel "dem Depressiven" nicht ein, nur, dass er dann eine grössere Wohnung braucht, die er sich nicht leisten kann. Dass man unfreiwillige Abos nicht bezahlen muss und der Konsumentenschutz des öfteren wegen derlei "Österreich"-Abos kontaktiert wird, konnte er nicht ahnen...

Das Telefonat bei Youtube.com zum Nachhören :-)